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Dienstag, 11. Dezember 2018

Der Sturm hat sich gelichtet: Land in Sicht!

Wohnpark an den Eichen wieder stabil auf Kurs
von Heiko Wruck
BERICHT
Boizenburg/gc. Zwischen April 2017 und November 2018 hatte das Management des „Wohnparks an den Eichen“ in Boizenburg nichts zu lachen. „Unsere wirtschaftliche Situation war komplett Land unter. Und bei der Aufsichtsbehörde bestand ein massiver Vertrauensverlust“, sagt Claudia Wiktor, Einrichtungsleitern des Wohnparks.


So stellte sich für sie die Situation im Oktober 2017 dar, als sie ihren neuen Job in der Elbestadt antrat. Ihre Aufgabe war ein bisschen so wie der Versuch, bei schwerem Sturm an Deck eines Schiffes zu gelangen, das auf hoher See hin- und hergeworfen wird. Missmanagement, diverse Personalien, qualitative und bauliche Probleme sowie fehlende oder nur teilweise vorhandene Dokumentationen markierten die schmale Fahrtrinne eines Unternehmens auf Kollisionskurs. „Wäre es zur Kollision gekommen, hätte dies den sicheren Untergang des Wohnparks bedeutet“, sagt Dr. Wolfgang Röhr, Investor und Chef der Villa Vitalia Gruppe, die Eigentümerin des Wohnparks ist.

Vor dem Hintergrund der lange bestehenden Missstände hatte die Aufsichtsbehörde einen mehr als berechtigten Belegungsstopp verfügt. Als Dr. Röhr am 1. April 2017 den Betrieb wieder übernahm, lagen viele Dinge im Argen und die Aufsichtsbehörde war immer wieder neu mit unrichtigen Angaben hingehalten worden. In der Folge war das Vertrauensverhältnis zwischen dem alten Management und Aufsichtsbehörde vollständig zerstört. Alle nach dem Neustart im April 2017 abgestellten Mängel, die Verbesserung der staatlich geprüften Pflegenoten ab Januar 2018 von einmal 3,3, einmal 2,7, einmal 2,1 und einmal auf 1,0 kommend im August   auf viermal 1,0 konnten den Belegungsstopp nicht beenden. So stark waren die Vorbehalte. „Erst im November haben wir uns mit der Aufsichtsbehörde schlussendlich auf einen Neuanfang verständigen können. Für diesen Vertrauensbeweis sind meine Mitarbeiter in Boizenburg und ich sehr dankbar. Die Aufhebung des Belegungsstopps ist für uns eine großartige Befreiung. Jetzt können wir unser Personal aufstocken, umfangreiche Sanierungen vornehmen und unseren Neubau in Boizenburg starten“, kommentiert Wohnpark-Investor Dr. Röhr.

Zahlreiche Zimmer haben eine erste Renovierung erfahren, andere werden folgen. Eine neue Beschilderung, neue Möbel, eine neue Wandgestaltung und eine neue Dekoration machen das Haus heute wohnlicher. Längst sind noch nicht alle Maßnahmen beendet. Bis zum Jahresende 2018 sollen die 46 Pflegeplätze voll belegt sein. Dann kann das neue Jahr mit frischen Kräften angegangen werden.

Für 2019 steht viel auf dem Zettel: Das bestehende Haus mit seinen 52 Pflegeplätzen und den 30 Wohnungen im Bereich Servicewohnen sowie mit den 12 Standardwohnungen soll komplett modernisiert werden. Parallel soll auf dem Firmengelände ein Neubau entstehen, der weitere 62 Plätze für die stationäre Pflege bringen soll. Die Baugenehmigung ist bereits erteilt. Im Sommer soll der Baustart erfolgen. Für beide Vorhaben werden insgesamt rund 10 Millionen Euro investiert. Gut 20 Mitarbeiter mehr als jetzt soll das Unternehmen dann in Boizenburg beschäftigen.

„Dass unser Unternehmen hier in Boizenburg wieder eine Zukunft hat, ist auch der guten Arbeit unserer Beschäftigten in allen Bereichen des Unternehmens geschuldet. Für sie war es in der Vergangenheit nicht immer einfach, den Erwartungen zu entsprechen und die Vorschriften zu erfüllen. Trotzdem ist uns allen gelungen, mit einer großen gemeinsamen Anstrengung das Niveau der Pflegenoten auf Bestnote 1,0 anzuheben. Das in einem Zeitraum von nur sieben Monaten zu bewerkstelligen zeigt das große Engagement, mit dem unsere Beschäftigten jeden Tag ihre Aufgaben erfüllen. Dafür bedankt sich das Management des Wohnparks an den Eichen bei allen Mitarbeitern“, sagt Einrichtungsleiterin Claudia Wiktor. Und Dr. Wolfgang Röhr ergänzt: „Wir können jetzt wieder nach vorn schauen und ohne Ballast Fahrt aufnehmen.“

Lexikon
Um die Qualität von stationären Pflegeeinrichtungen für Kunden bewertbar zu machen, wurden die Pflegenoten ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um bis zu 59 staatlich kontrollierte Qualitätskriterien, deren Erfüllungsstand mit einer Schulnote ausgedrückt wird.

● Pflege und medizinische
   Versorgung (bis zu 32 Kriterien)
-  Dokumentation
-  direkte Pflege am Bett
-  komplettes Medikamenten-
   management
● Betreuung und Alltags-
   gestaltung (bis zu 9 Kriterien)
-  Beschäftigungsangebot
-  Gruppen- und Einzeltherapien
-  Erinnerungsarbeit
-  Individuelle Orientierungshilfen
● Umgang mit demenzkranken 
   Bewohnern (bis zu 9 Kriterien)
-  Veranstaltungsplanung
-  jahreszeitliche Feste
-  Mitgestaltung
● Wohnen, Verpflegung,
   Hauswirtschaft und Hygiene 
   (bis zu 9 Kriterien)
-  Speisepläne/Wahlessen
-  Hauswirtschaft, Wäscherei,
   Zimmerreinigung
-  Hygienemanagement

Kritiker des Systems der Pflegenoten weisen darauf hin, dass für die Führung der Dokumentation deutlich zu viel Zeit aufgewendet werden muss, die bei der Betreuung der Pflegebedürftigen fehlt. Auch ein höherer Personalschlüssel ist eine immer wieder eingebrachte Forderung von Pflegebetrieben.

Bildunterschrift:
Erfolgreiches Managementduo: Claudia Wiktor, Dr. Wolfgang Röhr: Die sehr positiven Gespräche mit der Aufsichtsbehörde, die Einigung auf einen neuen Status quo und nichts zuletzt das große Engagement aller Beschäftigten haben dem Wohnpark an den Eichen eine neue Zukunft gegeben. Foto: Heiko Wruck

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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