Tiefschnitt liefert neue Erkenntnisse
Redaktion: Deutsches Archäologisches Institut
PRESSEMITTEILUNG
Berlin/gc. Ein Löwenschädel, Reste einer Bronzetafel mit äthio-sabäischer Inschrift und zum Einschmelzen bereit gelegte Goldobjekte sind nur einige spannende Momentaufnahmen aus einem 12 x12 Meter großen Tiefschnitt, den ein Team der Außenstelle Sanaa des DAI gerade in Yeha angelegt hat. Durch die Ausgrabung wollen die Forscherinnen und Forscher mehr über die wechselvolle Geschichte des Ortes erfahren und Fundlücken schließen.
Yeha im Hochland von Äthiopien ist eine der wichtigsten historischen Stätten des Landes und für seine Monumentalbauten aus der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. bekannt. Sie sind das Ergebnis eines Migrations- und Verschmelzungsprozesses zwischen der lokalen Bevölkerung und Einwanderern von der südarabischen Halbinsel. Diese gründen im frühen 1. Jahrhundert v. Chr. das äthio-sabäische Gemeinwesen Di`amat mit seinem politischen und religiösen Zentrum in Yeha. Doch die Anfänge von Yeha reichen noch weiter zurück.
Anhand von Keramikfunden und einigen Mauerresten auf dem gewachsenen Felsboden des knapp neun Meter tiefen Schnitts kann das DAI-Team eine erste Besiedlung schon vor über 3.000 Jahren belegen. Die Funde sprechen klar für eine einheimische, mindestens teilweise sesshafte Bevölkerung. Erst in späteren Schichten ändert sich das Keramikinventar grundlegend und zeigt, dass südarabische Gruppen nach Yeha eingewandert sind. Aus dieser Zeit stammt der Löwenschädel, der in einer Schicht zusammen mit Rinderknochen und verschiedenen Tongefäßen lag. Ohne ihn könnte man hier eine einfache Abfallgrube vermuten. Doch stand der Löwe wohl nicht auf dem Speiseplan, sondern deutet auf kultische Aktivitäten und die religiöse Bedeutung der Stadt in dieser Zeit hin.
Auch die Bronzetafel unterstreicht die zentrale Stellung Yehas in äthio-sabäischer Zeit. Sie nennt in ihrer Inschrift Başama, die Gefährtin eines Herrschers von Di´amat im 7. Jahrhundert v. Chr. Das Tafelfragment fand sich in einem Konglomerat aus teils erhaltenen, teils bereits eingeschmolzenen Gold- und Bronzeobjekten, die wohl im 3./4.Jahrhundert n. Chr. dort deponiert wurden. Vermutlich sollte das Material aus älterer Zeit in einem nahen Schmelzofen eingeschmolzen und wiederverwendet werden.
Ein wichtiger Kultplatz bleibt Yeha auch in der aksumitischen Zeit und darüber hinaus. Noch heute wird der Ort von einer orthodoxen Klosteranlage dominiert. Aber bereits in den Schichten aus dem 3./4.Jahrhundert n. Chr. stieß das Team auf die Ecke eines Monumentalbaus, der sich vermutlich bis in den Bereich des heutigen Kirchengeländes erstreckte. Wie das Gebäude aussah und welche Funktion es hatte, ist noch unklar.
Der Fundplatz Yeha wird in einem äthiopisch-deutschen Kooperationsprojekt von der Außenstelle Sanaa der Orient-Abteilung des DAI und der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Lehrstuhl für Semitische Philologie und Islamwissenschaft (Prof. Dr. Norbert Nebes) erforscht. Seit Herbst 2016 wird das Projekt im Rahmen eines Langfristvorhabens durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Sarah Japp
sarah.japp@dainst.de
Originalpublikation:
urn:nbn:de:0048-journals.efb-2019-0-p14-18-v6590.0
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