von Heiko Wruck
KOLUMNE
Die Kommunisten riefen das Ende aller Egoismen aus. Nur befreit von jedem egoistischen Zwang könne der Mensch sein gesamtes Potenzial altruistisch ausschöpfen. Das kommunistische Gesellschaftsmodell hat nicht überlebt.
Die Linken blieben aller Utopien beraubt rat- und orientierungslos zurück. Dagegen setzt der Kapitalismus seit seiner Entstehung konsequent auf den Egoismus des Einzelnen, weil darin die einzig wirksame Triebfeder für Entwicklung gesehen wird. Das gilt für die zerstörerischen Egoismen wie für forschende, schaffende oder erhaltende Egoismen gleichermaßen. Mit Gerechtigkeit hat dies wenig bis gar nichts zu tun. Denn die geforderte Gerechtigkeit für alle hängt ganz allein vom eigenen Lebensumfeld ab. „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“, so formulierte es der deutsche Dramatiker Berthold Brecht.
Ist das Ende des Feldversuchs Kommunismus auch das Ende der Geschichte? Möglicherweise ja. Die Egoismen des Selbsterhalts, die den Kapitalismus antreiben, zerstören gleichzeitig ihre Lebensgrundlagen. Und mit dem Modell von Revolutionen kommt man nicht weiter. Das Revolutionsmodell ist immer an die Konterrevolution gekoppelt, die nicht weniger gewaltsam ist.
Die Linke braucht eine gewaltfreie Utopie 2.0, zwischen Altruismus und Egoismus, will sie überleben.
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