frühstückt Ralf Ottmann und versorgt zuerst die Vögel
von Heiko Wruck
GESPRÄCH
Garwitz/gc. Wann, wie und womit beginnt Ihr Tag?
Bei super Fotowetter beginnt der Tag vor Sonnenaufgang, sonst gegen 8 Uhr. Im Winter füttere ich erst die Vögel und Eichhörnchen. Für mich gibt’s meistens ein gekochtes Ei, zwei Scheiben Roggenvollkornbrot mit Butter, Marmelade, Käse oder Joghurt. Alles bio. Dazu Milchkaffee.
Woher kommt eigentlich Ihre große Naturbegeisterung?
Mein Vater war war ein passionierter Angler. Der hat mich schon früh mitgenommen. Doch die Fische zu töten, war so gar nicht meine Sache. Deswegen bin ich auch kein Angler geworden. Aber die Natur, die Tiere, die Pflanzen, die Stille, das Alleinsein in der Welt – all das hat mich tief berührt. Und das ist auch heute noch so. Später kam ich dann als Kind im Pionierhaus in einer Arbeitsgemeinschaft mit Ornithologen und Herpetologen zusammen. Das waren der leider schon verstorbene Siegfried Kobus aus Brenz und Bernd Presch. Die haben mich stark beeinflusst. Es gab Kanufahrten und Campen. Das waren damals alles noch echte Naturschützer, die für ihre Sache brannten.
... und die Fotoleidenschaft wurde gleich mitgeliefert?
Meine Mutter schenkte mir den ersten Fotoapparat: eine Praktika aus rot-schwarzem Kunststoff. Die ersten Bilder hatte ich damals auf einer Klassenfahrt nach Berlin damit gemacht. Besonders viele im Tierpark. Meine Tante schenkte mir später ebenfalls eine Praktika: eine BX 20 elektronic. Das war schon was Besseres. Aber die Leidenschaft für die Fotografie hatte mich damals schon erfasst. Es folgten bis heute noch viele Fotoapparate. Im Jahr 2000 habe ich dann auf die Digitalfotografie umgestellt. Das machte vieles einfacher: ohne Chemie, Papier und Film.
Ist die digitale Fotografie Gewinn oder Tod für Fotografen?
Heute kann sich jeder eine gute Digitalkamera leisten. Und die Technik liefert wirklich Sensationelles. Das hat eine Inflation von sehr, sehr guten Bildern in Profiqualität zur Folge. Und was außerdem noch sehr gut ist: Diese Bilderflut braucht weder Chemie noch Kunststoff und auch kein Papier. Für die meisten Leute bringt schon ein Mittelklasse-Smartphone respektable Ergebnisse. Allerdings haben auch der Bilderklau und die Verramschung von Fotos zugenommen. Geklaut wurde schon immer. Das kann man im Zweifel ahnden. Aber wenn professionelle Fotografenleistungen zu Ramschpreisen verhökert werden, ist das schädlich. Lebensunterhalt funktioniert so nicht. Und auch die Unverantwortlichkeit, mit der manche Freizeit-Naturfotografen ans Werk gehen, ist unerträglich.
Wie meinen Sie das?
Nicht jedes Motiv ist es tatsächlich wert, fotografiert zu werden. Oft dringen Freizeitknipser völlig unbedacht in die Ruhezonen der Tiere vor und stören sie. Brutgelege werden mit Leitern und Fotodrohnen traktiert. Vögel werden aufgescheucht, um „schöne Vogelstarts“ zu knipsen und vieles mehr. Verantwortungsbewusste Fotonutzer fragen nach, wann, wo und unter welchen Umständen die Tieraufnahmen entstanden sind. Aber auch hier wird nur noch nach dem Preis, nicht aber nach der Qualität und dem Aufwand gefragt. Damit schaden wir uns letztlich alle.
Bildunterschrift:
Lewitz-Naturführer Ralf Ottmann: Für mich brauche ich nicht viel. Mir ist allein wichtig, glücklich zu sein, mit dem, was ich tue. Foto: Heiko Wruck
Zur Person:
„Naturfotografen sind verantwortungsvoll“, sagt Ralf Ottmann: „Nicht jedes Motiv ist es wert, abgelichtet zu werden.“
Berufliches: 1985 - 1987: Tischlerlehre in Neustadt-Glewe; 1987 - 1990: Tischler im Lederwerk Neustadt-Glewe; 1990 - 1992: Zivildienst im Umweltamt Ludwigslust und später im Umweltamt Neustadt-Glewe; 1992 - 1994: Fachschulausbildung in Parchim zum Uwelttechniker; 1995 - 1996: Ausbildung zum Abfall- und Umweltberater; seit 2011 Lewitz-Naturführer und Fotograf; seit 2017 in der Stadtinfo Neustadt-Glewe
Privates: geboren 1968 in Ludwigslust; 1968 - 2010: aufgewachsen und gelebt in Neustadt-Glewe; 1985 Abschluss der Polytechnischen Oberschule in Neustadt-Glewe mit der 10. Klasse; Hobbys: Natur erleben, Natur fotografieren, Natur beschreiben, Reisen – Norwegen und Südfrankreich
Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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