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Sonntag, 12. April 2020

Lasst uns die bleierne Zeit nutzen

Welche Zukunft kann, darf und soll die Lewitz haben
von Heiko Wruck
BERICHT
Garwitz/gc. Für den Lewitz-Ranger und Naturfotografen Ralf Ottmann (52) ist die durch die Coronakrise verursachte bleierne Zeit auch eine Gegenheit, um über die Lewitz nachzudenken.

Er gehört dem Verein Lewitz Netzwerk e. V. an. Seine hohe Zeit hatte der Verein von 2013 bis 2018. Da war es ihm im Verbund mit anderen gelungen, die Stieleichen Allee am Störkanal vor der Abholzung zu retten. „Die Bäume stehen bereits seit über 200 Jahren dort. Ihre Abholzung wäre ein irreparabler Schaden gewesen“, erinnert sich Ralf Ottmann. Mittlerweile ist es ruhig um die Lewitz geworden. Der Verein besteht heute immer noch aus 16 Mitgliedern. Aber deren Durchschnittsalter ist hoch.

Die Kern-Lewitz umfasst circa 17.000 Hektar: von Raben Steinfeld über Crivitz bis Neustadt-Glewe, Banzkow, Spornitz. Die heutige Lewitz misst etwa 225 Quadratkilometer. „Wir brauchen für dieses Gebiet deutlich mehr Geld und vor allem einen Managementplan, der landwirtschaftliche, besiedlungsbezogene und touristische Interessen mit dem Naturschutz in Einklang bringt“, meint Ralf Ottmann. Es gibt demnach bereits sehr gute Ansätze: die Banzkower Kartoffelwochen etwa oder das Ausflugsschiff „Lewitzkieker“. Auch der von der Landesforst initiierte Walderlebnispfad „Sagenhafte Lewitz“ wird gut angenommen. „Aber bis zu einer geschlossenen Vermarktung, wie sie beispielsweise am Schaalsee stattfindet, ist es noch ein weiter Weg. Das geht nur mit hauptamtlichem Naturschutz“, ist sich Ralf Ottmann sicher.

Tourismus, Landwirtschaft, Gastronomie, Hotellerie, Camping und Ortsentwicklung brauchen professionelle Begleitung, Führung und Unterstützung, wenn langfristig nachhaltige Strukturen entstehen sollen. „Die Natur ist ein Anker unser Gesellschaft. Das wird nur nicht konsequent bedacht. Deswegen fehlen oft die hauptberuflichen Mitarbeiter, die all das bewerkstelligen“, sagt Ralf Ottmann. „Und wenn man von den Landwirten verlangt, dass sie ökologisch anbauen und artgerecht Halten sollen, dann muss man ihnen dafür auch das nötige Geld zu Verfügung stellen. Das passiert zwar schon hier und da, aber nicht wirklich nachhaltig“, so Ottmann.


Als Naturfotograf kommt Ralf Ottmann viel umher. Seine Ausflugstipps für die Zeit nach der Coronakrise sind unter anderem das Abetoreum Crivitz, der Crivitzer See, die neuen, themenbezogenen Wanderwege, die Lewitzdörfer und vieles mehr. Da kann man Radfahren oder Wandern, oder sich mit einem Fotoapparat ganz der Natur überlassen. „All dieser Naturreichtum muss unbedingt erhalten bleiben. Das geht am besten, wenn Grund und Boden großflächig in staatlichem Besitz bleiben. Werden Grund und Boden privatisiert, so werden sich früher oder später wirtschaftliche Interessen durchsetzen. In solchen Fällen haben Naturschutz und Landschaftserhaltung bisher immer den Kürzeren gezogen“, zeigt sich Ralf Ottmann besorgt.

Bildunterschrift 1:
Ralf Ottmann: Die bleierne Zeit der Coronakrise ist der richtige Augenblick, um darüber nachzudenken, wie es mit der Lewitz und anderen wertvollen Naturlandschaften weitergehen soll. Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 2:
Ein großartiges Erbe wurde erhalten: Die Stieleichen, die den Störkanal seit über 200 Jahren säumen, konnten durch die Zusammenarbeit vieler Menschen vor der Abholzung bewahrt werden. Foto: Heiko Wruck

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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