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Dienstag, 12. Januar 2021

Was plötzlich geht

Die Pandemie hat uns entschleunigt
von Jürgen Rathje
STATEMENT

Plate/gc.
Die Corona-Pandemie hat uns von der Überholspur auf die Standspur gebracht. Das Innehalten ist nicht schlecht. Wir fragen, was ist unser Leben wert? Lohnt die ewige Jagd nach mehr Geld, Gütern und Wohlstand?

Der Preis ist hoch. Hektik, Stress, Überforderung, Frust und die Abneigung gegenüber einer Arbeit, die man nicht mag, sorgen für massive Verschleißerscheinungen. Burn-outs, Schlaganfälle, Herzinfarkte et cetera sind die Folgen. Die Pandemie hat uns entschleunigt. Viele Menschen entdecken gerade die Vorzüge des Homeoffice. Plötzlich haben nicht mehr die Bedenkenträger das Sagen, wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht. Plötzlich sind in vielen Fällen beide Eltern zu Hause und können sich die Arbeits- und Freizeiten weitgehend selbst einteilen. Das läuft entspannter. Plötzlich entdecken viele, was alles schon rein digital zu erledigen ist. Und es gibt nach wie vor diejenigen Beschäftigten, die in Präsenzjobs den Laden am Laufen halten. Reinigungskräfte, Köche, Wäscher, Hausmeister, Lieferanten, Pfleger, medizinisches Personal – sie alle und noch viel mehr sind systemrelevant.
Nicht zuletzt haben manche Eltern während der Schulschließung erstmals am eigenen Leib erfahren, was sie mit ihren verkorksten Sprösslingen den Lehrern antun. Erziehung beginnt und endet im Elternhaus, nicht in der Schule. Selbst der Fahrzeugverkehr hat sich reduziert. In meinem Fall von 40.000 Kilometer auf 8.000 Kilometer im Jahr.

Für alle ein Gewinn: für mich mehr Zeit, für die Umwelt weniger Schmutz, für das Auto mehr Langlebigkeit. Wir werden die Pandemie überstehen: mit Gesichtsmasken, Abstand halten, Hygieneregeln und Impfstoffen. Wir werden wieder Veranstaltungen, Kinos, Theater und Sportstätten besuchen. Wir werden unsere Lieben in die Arme nehmen. Wenn die Pandemie vorüber ist, werden gelernt haben, dass gegenseitige Rücksicht  die beste Methode ist, gemeinsam in diesem Land zu leben. Bleiben Sie gesund!

Bildunterschrift:
Jürgen Rathje, Chef der GMB Unternehmensberatung und Pflegeexperte: Nicht zuletzt haben manche Eltern während der Schulschließung erstmals am eigenen Leib erfahren, was sie mit ihren verkorksten Sprösslingen den Lehrern antun. Erziehung beginnt und endet im Elternhaus, nicht in der Schule. Selbst der Fahrzeugverkehr hat sich reduziert. Foto: Heiko Wruck

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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