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Samstag, 16. April 2022

Nicht ohne Russland

Ukrainekrieg ohne Waffen beenden
... von Heiko Wruck
KOLUMNE
In den Medien werden zunehmend Forderungen erhoben, Deutschland möge die Ukraine mit schweren Waffen unterstützen. Dieses Denken setzt voraus, die Ukraine könne Putins Armee militärisch besiegen.

Berücksichtigt wird nicht, dass es sich bei Putins Überfall auf den Nachbarn um einen Stellvertreterkrieg handelt. Der eigentliche Krieg findet zwischen Russland und dem Westen statt. Darin liegt auch dessen Brisanz. Je stärker sich der Westen in der Ukraine mit Waffen und im NATO-Raum mit Aufrüstung engagiert, umso größer wird die Gefahr eines unmittelbaren Kriegseintritts des Westens. Die Konsequenz wäre ein III. Weltkrieg auf dem Schlachtfeld Europa.

Wer hier Nachhilfe braucht, dem sei eine Fahrt zum Heldenfriedhof bei Verdun empfohlen. Dort liegen sie alle vereint, die von Granaten zerfetzten Söhne der Vaterländer, die in der europäischen Urkatastrophe der Moderne von halsstarrigen Politikern und siegesbesoffenen Militärs verheizt wurden. Vor diesem Hintergrund sollten die heutigen Sofa-Strategen ihr eigenes Schicksal unbedingt im Blick behalten. Wer sich persönlich einbringen will, der soll höchst selbst in diesem Krieg kämpfen. Überließe man man das Töten und das Sterben allein den Politikern und Generälen, dann wäre vermutlich kein einziger Krieg begonnen worden.

Die Ukraine ist nur der lokale Brandherd, aus dem ein III. Weltenbrand entstehen kann. In diesem Fall würden seine Flammen bis in die Gemütlichkeit des eigenen Wohnzimmers greifen. Früher oder später wird auch dieser Krieg am Verhandlungstisch beendet werden. Daraus ergeben sich Optionen für das Hier und Heute. Deswegen ist es sinnvoll, den Ukrainekrieg vom Ende her zu denken. Wächst sich der Ukrainekrieg zu einem III. Weltkrieg aus, wird es keine Ukraine mehr geben. Ob es Russland und Europa noch geben wird, ist äußerst fraglich.

Oder wir finden eine Verhandlungslösung. Dann verlöre die Ukraine vielleicht für 100 Jahre Luhansk, Donezk und die Krim. Sie gewänne aber den Frieden. Alle Seiten gewännen Zeit, um die Situation langfristig zu deeskalieren und wieder miteinander ins Gespräch zu kommen. Vielleicht hält solch eine Verhandlungslösung nur 100 Jahre. Aber wenn diese 100 Jahre vorüber sind, dann sind möglicherweise in allen Ländern auch bessere Politiker an der Macht. Allein darum geht es heute. Es geht darum, einen langen stabilen Frieden zu gewinnen. Das funktioniert nur mit Russland und der Ukraine.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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