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Samstag, 26. November 2022

Kriminelle Nutzung von Informationsverstecken

Taxonomie-Entwurf für steganografische Methoden
Redaktion: Hochschule Worms
PRESSEMITTEILUNG
Worms/gc. Im Rahmen des internationalen Workshops über die kriminelle Nutzung von Informationsverstecken 2022 (CUING 2022) vom 23. bis 26. August 2022 stellte Prof. Dr. Steffen Wendzel vom Fachbereich Informatik der Hochschule Worms als Keynote-Speaker neue Ergebnisse einer Taxonomie für steganografische Methoden in Wien vor.

Die Zahl der Internetnutzer steigt ständig an, Dienste werden mehr in die vernetzte Welt verlagert, was mit sich bringt, dass Kriminelle zunehmend in der virtuellen Welt aktiv sind. Aber auch die Verteidigungsmethoden werden immer besser und zwingen Cyberkriminelle zu raffinierteren Methoden. Ziel des internationalen Workshops über die kriminelle Nutzung von Informationsverstecken (CUING) ist es insbesondere Forscher, aber durchaus auch Praktiker, Vertreter der Strafverfolgungsbehörden und Sicherheitsexperten auf dem Gebiet der Analyse von Informationsverstecken zusammenzubringen.

Steganografieforschung und -lehre an der Hochschule Worms
Prof. Steffen Wendzel befasst sich seit seiner Promotion mit der Terminologie und Taxonomie im Bereich der Steganografie. Hierbei geht es darum, sensitive Daten innerhalb von anderen Daten zu verstecken. Zum Beispiel könnte eine Zeitungsannonce eine versteckte Nachricht beinhalten. Frühe steganografische Methoden gehen bis ins alte Griechenland zurück. Seit einigen Jahrzehnten wurden die Methoden zunehmend digital. So lassen sich Daten in Netzwerkverkehr, Audio- und Videostreams, Dateisystemen und weiteren Medien verstecken. „Steganografie findet in wachsendem Ausmaß Anwendung durch Schadsoftware, die somit schwerer zu detektieren ist“, sagt Wendzel, der das Thema seit Jahren in der Lehre und am Zentrum für Technologie und Transfer (ZTT) an der Hochschule Worms einfließen lässt.

Prof. Steffen Wendzel
als Keynote-Speaker bei internationalem Workshop
Die ursprünglich von Wendzel und drei weiteren Kollegen erarbeitete Taxonomie kategorisiert im Wesentlichen die bekannten steganografischen Methoden. „Die erste Version unserer Taxonomie konnten wir 2015 – nachdem der Artikel anderthalb Jahre unter Begutachtung war – im prestigeträchtigen Journal ACM Computing Surveys veröffentlichen“, erklärt Prof. Wendzel.
In den Folgejahren wurde die Taxonomie immer wieder erweitert. Im Jahr 2020 erfolgte dann eine grundlegende Revision durch ein von Wendzel geleitetes Konsortium, bestehend aus sieben Partnereinrichtungen aus Deutschland (neben der Hochschule Worms sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Magdeburg, der FernUniversität in Hagen und der TH Brandenburg beteiligt), Polen (TU Warschau), Italien (IMATI, CNR) und Nord-Mazedonien (Univ. Stip). Nachdem im letzten Jahr ein erster Zwischenstand publiziert werden konnte, stellte Prof. Wendzel in seiner Keynote auf dem 6th International Workshop on Criminal Use of Information Hiding (CUING 2022) nun erstmals den vorerst finalen Entwurf der Taxonomie vor. Beteiligt sind neben Wendzel auch zwei seiner Wormser Doktoranden, Laura Hartmann und Sebastian Zillien, die am ZTT beschäftigt sind, und sich ebenfalls schon seit mehreren Jahren mit Steganografie befassen.

Das Konsortium soll für die Integration weiterer Spezialgebiete in den nächsten Jahren ausgebaut werden. Entsprechende Folgearbeiten sind bereits in der Vorbereitung. „Diese Arbeit ist gewiss nur durch das Zusammenspiel vieler Experten möglich geworden, denn wenn Jahrzehnte vorhandener Forschungsarbeiten zusammengeführt werden sollen, ist damit immer auch ein Einigungsprozess und ein Akzeptanzprozess verbunden.“, so Wendzel.

Forschungsergebnisse mit internationaler Bedeutung
Einige Monate zuvor konnte Wendzel mit dem Doktoranden Tobias Schmidbauer bereits eine Taxonomie für indirekte verdeckte Netzwerkkommunikationskanäle auf der AsiaCCS, einer angesehenen Tagung in Nagasaki, vorstellen. „Als Doktorand ist es etwas ganz Besonderes, wenn man eine Arbeit auf einer so kompetitiven Tagung unterbringen kann. Die Annahmequote für Einreichungen lag bei nur etwa 18%, dementsprechend groß war die Freude, dass die Gutachter die Arbeit akzeptiert haben und das gegebene Feedback die Einreichung noch weiter verbessern konnte“, so der Promovend.

Weitere Informationen zum Taxonomieprojekt finden sich unter:
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