Forschung zum Umgang mit Text-Bots
Redaktion: Stiftung Universität Hildesheim
PRESSEMITTEILUNG
Hildesheim/gc. Der Chatbot ChatGPT als Prototyp texterzeugender künstlicher Intelligenz sorgt derzeit weltweit für Aufregung. Werden Roboter künftig Schülern die Hausaufgaben und Studierenden die Seminararbeiten abnehmen, womöglich gar einen illegalen Abzweig Richtung Doktortitel oder anderer Qualifikationen eröffnen?
Oder erschaffen sie neue kreative Freiräume? In einem Forschungsprojekt der Universität Hildesheim untersuchen Wissenschaftler und Studierende Anwendungsmöglichkeiten und ethische Grenzen der neuen Technologien.
„KI-basierte texterzeugende Werkzeuge sind bereits auf dem Markt – es bringt nichts, davor wegzulaufen“, sagt Dr. Joanna Baumgart, Wissenschaftlerin am Institut für Englische Sprache und Literatur und Mitinitiatorin des im September 2022 gestarteten Projekts „KI-unterstütztes Textfeedback in englischsprachigen Lehrveranstaltungen“.
Die Leiterin des Lese- und Schreibzentrums, Dr. Ulrike Bohle-Jurok, ergänzt: „Die zunehmende Verbreitung KI-basierter Tools zur Produktion, Überarbeitung und Übersetzung von Texten verändert alle sprach- und textbezogenen Berufsfelder wie den Sprach- beziehungsweise Fremdsprachenuntericht, das Lektorat und die Literaturübersetzung, den Journalismus und nicht zuletzt die Wissenschaft. Für die Vermittlung von Schreibkompetenz an Hochschulen bedeutet das, mit den Studierenden einen kritisch-reflektierten Umgang mit den Tools zu entwickeln, um sie beim Schreiben im Studium wie später beim beruflichen Schreiben professionell einzusetzen. In unserem Propjekt erproben und evaluieren wir einen solchen Vermittlungsansatz.“
Rund 40 Studierende arbeiten darin mit den Programmen Quillbot und CopyAI, die ein etwas anderes Ziel verfolgen, aber auf der gleichen Technologie basieren und wie ChatGPT auf Basis künstlicher Intelligenz sprachbasierte Inhalte erzeugen. Der Ansatz des Projekts ist ein konstruktiver Umgang mit KI-basierten Text-Tools. „Unsere Fragestellung lautet, wie solche Tools ethisch korrekt genutzt werden können, um Studierende beim Verfassen von Texten zu unterstützen und welche kreativen Kapazitäten frei werden, wenn der Fokus nicht mehr allein auf der sprachlichen Ausgestaltung liegt“, sagt Baumgart.
„Die Entwicklung bei Sprachmodellen und KI-Werkzeugen ist sehr dynamisch und die Systeme verbessern sich laufend“, sagt Prof. Dr. Thomas Mandl aus dem Institut für Informationswissenschaft und Sprachtechnologie, der das Projekt mit konzipiert und beantragt hat. „KI-Werkzeuge werden den Prozess des Schreibens verändern. Wissenschaftliche Ausbildung muss auf diese neuen Systeme auch flexibel reagieren und Studierende im effizienten Einsatz schulen.“
Die Studierenden verfassen in dem Projekt wissenschaftliche Texte in englischer Sprache, was für Nicht-Muttersprachler*innen in der Regel mit einem erhöhten Aufwand einhergeht. Übernimmt nun aber die KI die Ausformulierung in korrekter akademischer Syntax, können sich die Studierenden, so zeigen es erste Rückmeldungen aus dem Projekt, besser auf die inhaltliche Arbeit fokussieren. Und mehr noch: Die Text-Bots steuern auch neue Ideen, Denkansätze und Blickwinkel bei, die die Arbeiten im Gesamtergebnis bereichern können. „Hier unterscheiden sich die beiden genutzen Programme“, erläutert Baumgart. „Während Quillbot sich den ersten Erfahrungen nach vor allem eignet, um die sprachliche Qualität der Texte zu verbessern, generiert CopyAI vermehrt auch neue Blickwinkel auf ein Thema.“
Die Studierenden arbeiten mit beiden Programmen an verschiedenen Aufgaben, wie Texterstellung, Videoaufzeichnung und Interviews, um Erfahrung mit verschiedenen Datentypen zu sammeln. Am Ende des laufenden Semesters reichen die Studierenden die Ergebnisse ihrer explorativen Arbeit ein, ab März beginnt die wissenschaftliche Aufarbeitung der Ergebnisse, die dann im Rahmen verschiedener Fachtagungen präsentiert werden sollen.
Zum Projekt
Das Projekt „KI-unterstütztes Textfeedback in englischsprachigen Lehrveranstaltungen“ wird umgesetzt vom Lese- und Schreibzentrum (Dr. Ulrike Bohle-Jurok) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Informationstechnologie und Sprachwissenschaft (Prof. Dr. Thomas Mandl) sowie dem Institut für Englische Sprache und Literatur (Dr. Joanna Baumgart). Das Projekt wird mit rund 50.000 Euro gefördert im Rahmen des Programms Innovation Plus des Landes Niedersachsen zur Entwicklung und Umsetzung innovativer Lehr- und Lernkonzepte.
Weitere Informationen:
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Ulrike Bohle-Jurok
bohleu@uni-hildesheim.de
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