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Donnerstag, 28. Dezember 2023

Neue Tools für Privatsphäre

Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung
Redaktion: Universität Augsburg
PRESSEMITTEILUNG
Augsburg/gc. Ein neues Forschungsprojekt untersucht und entwickelt Tools, die es Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, ihr Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung wahrzunehmen.

Als Verbund arbeiten dabei die Universität Augsburg, die Universität Tübingen und die Firma Privadsy UG zusammen. Das dreijährige Vorhaben wird mit rund einer Million Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und ist am Jakob-Fugger-Zentrum der Universität Augsburg angesiedelt.

Das Projekt „PriBizz – Web Analytics-Geschäftsmodelle für Privacy-by-Design und die Unterstützung informationeller Selbstbestimmung von Bürgerinnen und Bürger“ beschäftigt sich mit der Frage, wie in Europa konkrete Geschäftsmodelle und Dienstleistungen im Bereich Web Analytics datenschutzfreundlich ausgestaltet werden können. Bei ihrer Nutzung soll im Gegensatz zur gängigen Praxis zum einen der Schutz der Privatheit und die Wahrnehmung informationeller Selbstbestimmung von Bürgerinnen und Bürgern sichergestellt werden. Zum anderen soll gewährleistet werden, dass die Gestaltung neuer digitaler Formen wirtschaftlicher Wertschöpfung nicht hinter den Möglichkeiten anderer Regionen (z.B. USA und China) zurückbleibt.

Entsprechend verfolgt das Projekt in erster Linie das Ziel, konkrete und implementierbare Konzepte zu entwickeln, die Privatheit und Datenschutz im Kontext spezifischer sozialer und gesellschaftlicher Situationen insbesondere im Hinblick auf digitale Werbung berücksichtigen. Dazu werden unterschiedliche Forschungsperspektiven auf das Untersuchungsfeld durch den interdisziplinären Verbund aus Wirtschaftsinformatik, Recht und angewandte Ethik erarbeitet und integriert. So ist es möglich, technischen Fragen ebenso Rechnung zu tragen wie rechtlichen und ethisch-moralischen. Aus den so gewonnenen Erkenntnissen möchte das Projektteam Geschäftsmodelle ableiten, die wirtschaftliche Wertgenerierung, Datenschutz und informationelle Selbstbestimmung in Einklang bringen.

Im Fokus: Privatheit beim Erheben von Kundendaten
Das Forschungsprojekt nimmt mit der Frage nach Privatheit und informationeller Selbstbestimmung ein wichtiges Problem ins Visier, das im Kontext der Erhebung, Analyse und Weitergabe von Kundendaten im Online-Umfeld mittlerweile sämtliche Lebensbereiche durchzieht oder berührt. Zentrale Akteure in diesem Kontext sind Anbieter von Web Analytics-Lösungen, die Nutzungsdaten über das gesamte Spektrum von Online-Aktivitäten (Web und App) sammeln. Oft handelt es sich dabei um eigenständige Dienstleister, die ihre Lösungen im Rahmen von Business-to-Business-to-Consumer (B2B2C) Services den Web- und App-Entwicklern zur Verfügung stellen.

Der bekannteste und verbreitetste Anbieter solcher Analyse-Services war lange Google Analytics, der aufgrund des Flusses von Endkunden-Daten über Server der Firma Alphabet (Google) in den USA zunehmend in die Kritik geraten ist (Data Protection Report 2022). Mittlerweile sind zwar auch einige differenziertere Angebote von Web Analytics-Dienstleistungen entstanden, nur wenige dieser Lösungen garantieren jedoch effektiv den Schutz von Privatheit.

Durch die Entwicklung von wirtschaftlich nachhaltigen Geschäftsmodellen für den Schutz von Privatheit im Feld der Web Analytics werden in der geplanten Forschungsarbeit Konzepte geschaffen, die zur Erreichung des strategischen Ziels „Privatheit und Datenschutz: selbstbestimmt und innovativ“ der Bundesregierung beitragen. Zudem kann das Projekt durch seine Ergebnisse helfen, die von der UN gesetzten Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) langfristig besser zu erreichen. Insbesondere soll hierdurch den Zielen der Rechtsstaatlichkeit, der Innovationsförderung sowie des ökonomischen Wachstums Rechnung getragen werden.

„Zusammengenommen entwickeln wir also in dem interdisziplinären Konsortium Konzepte für die Zukunft der digitalen Privatheit und leiten daraus Empfehlungen ab“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Daniel Veit, der an der Universität Augsburg für das Projekt verantwortlich ist.

Universität Augsburg als Verbundkoordinator
Die Rolle der Universität Augsburg als Verbundkoordinator des Projekts besteht darin, das Spannungsfeld zwischen digitaler Selbstbestimmung, Datensicherheit und den Interessen von Anbietern datenerhebender Analyse-Services auszuleuchten, um wissenschaftlich reflektiert entsprechende Angebote zu entwickeln. Das übergeordnete Ziel des Forschungsprojekts ist es, Forschungslücken in den Bereichen der Gestaltung von digitaler Privatheit im Lichte des sich fortentwickelnden Datenschutzrechts zu schließen. So möchte das Projektteam einen Beitrag zur Weiterentwicklung der digitalen Privatheitsforschung leisten.

Das beteiligte Start-Up, die Privadsy UG, setzt dann einige Konzepte prototypisch um. Der Kern des Projekts fokussiert aber auf die Theoriebildung, die Ethik der Privatheit in digitalen Infrastrukturen sowie der Ableitung neuer Rechtsnormen für gesetzgeberische Initiativen.

Seitens der Universität Augsburg sind der Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Information Systems und Management sowie der Juristen Prof. Dr. Ulrich M. Gassner beteiligt. Dieser erforscht die Konkretisierung und Fortentwicklung des Rechts in diesem Bereich. Weiter sind Forschende des Internationalen Zentrums für Ethik in den Wissenschaften der Eberhard Karls Universität Tübingen (IZEW) sowie das auf Datenschutz fokussierten Technologieunternehmen Privadsy UG beteiligt.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Daniel J. Veit
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt
Information Systems and Management
Universität Augsburg
Tel.: +49 821 598-4431
daniel.veit@uni-a.de

Weitere Informationen:
http://www.pribizz.de (Projekthomepage)
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