Suchen

Donnerstag, 22. Februar 2024

Was ist Präkrastination?

Aufschieben und Vermeiden von Aufgaben
... von Heiko Wruck
RATGEBER
Lassahn/gc. Wer unter Präkrastination leidet, wird häufig als besonders schnell, fleißig und effizient und effektiv wahrgenommen. Effizienz bedeutet, die Dinge richtig zu machen. Effektivität bedeutet, die richtigen Dinge zu tun. Wer also effizient und effektiv arbeitet, der macht die richtigen Dinge richtig. In Bezug auf die Präkrastination kann diese Wahrnehmung jedoch trügerisch sein.

Was ist Präkrastination?
Bei der Präkrastination handelt es um den zwanghaften Drang, alles sofort und gleichzeitig erledigen zu müssen. Das Gegenteil dessen ist die Prokrastination, das Aufschieben unangenehmer Aufgaben. Von Präkrastination Betroffene sind ständig gestresst und fühlen sich ausnahmslos immer unter Druck. Sie versuchen, eine Vielzahl von Aufgaben ständig im Blick zu behalten. Sie wollen immer alles gleichzeitig bewältigen. Leistungsabfall, Depressionen und Burn-out können die negativen Folgen sein.

Ursachen:

Perfektionismus
Ein geringes Selbstwertgefühl und ein negatives
Selbstbild führen oft zu zwanghaftem Perfektionismus.
Der Betreffende fühlt sich nicht gut genug, wenn er
nicht alles perfekt erledigt.
Angst vor Versagen
Hinter einer zwanghaften Versagensangst steckt häufig
die Frucht, Fehler zu machen oder für Fehler kritisiert
zu werden. Das kann in einer schwachen Persönlichkeit
oder in einem sehr schlechten Arbeitsklima beziehungs-
weise in fehlendem Vertrauen begründet sein. Oft auch
zu Recht.
Mangelnde Motivation
Langweilige, sinnlose uninteressante Aufgaben ohne
Mehrwert führen zwangsläufig zu fehlender Motivation.
Auch fehlende Anreize können solche Entwicklungen
zusätzlich verstärken. Depressionen, innere Leere, Gefühl
eigener Unzulänglichkeit, aber auch Pessimismus und
Resignation gehören in dieses Ursachenfeld.
Unklare Ziele
Priorisierungsschwierigkeiten, fehlende Orientierung,
Zeitdruck, mangelnde Planung, unstrukturiertes Vorgehen
und ein fehlendes Feedback führen zu Kontrollverlust und
damit zu unklaren Zielvorgaben in der Aufgabenerfüllung.
Zeitmanagementprobleme
Multitasking sorgt in vielen Fällen dafür, dass vieles begonnen,
aber kaum etwas (richtig) zu Ende geführt wird. Daraus entsteht
ein unstrukturiertes Arbeiten mit vielen Zeitfressern und einem
immer stärker ausgeprägten Aufschiebeverhalten. Das führt
schließlich zu unrealistischen Zeitplänen. Aus ihnen resultieren
ein großes Druckverhalten auf der Seite der Vorgesetzen und
ein entsprechend großes Vermeidungsverhalten auf der Seite
der Mitarbeiter.

Symptome:

Unruhe und Anspannung
Wer von innerer Unruhe betroffen ist, fühlt sich häufig
getrieben und kann sich kaum entspannen. Kopfschmerzen,
Schlafstörungen und Muskelverspannungen können äußer-
liche Anzeichen für diese Situation sein.
Konzentrationsschwierigkeiten
Ständig kreisen die Gedanken um alle möglichen Dinge, außer
darum, wie die gerade aktuelle Aufgabe zu lösen ist. Private
Probleme können dafür die ursache sein oder Unzufriedenheit
im Job oder Überforderung, vielleicht auch Unterforderung.
Vermeidung von Aufgaben
Eine Aufgabenverdrängung odfer das Vor-sich-herschieben von
Aufgaben je näher die Ziellinie kommt weisen auf diese Form
des Vermeidungsverhaltens hin. Betroffene gehen auch gern
Kollegen und Vorgesetzten weitläufig aus dem Weg, um nicht
nach dem Stand der Dinge gefragt zu werden.
Häufige Unterbrechungen
Schon sehr geringe Reize lenken die Betroffenen von ihrer
Arbeit ab. Daher kommt es immer häufiger zu Arbeitsunterbrechungen.
Pausen werden öfter gemacht (Rauchen), aber auch die Aktivitäten
in den Sozialen Netzwerken gewinnen an Prioritäten vor der
Aufgabenbewältigung.
Perfektionistisches Verhalten
Die Betroffenen verlieren sich schnell in zahllosen Details und
Kleinigkeiten. Das verlangsamt den Arbeitsfortschritt. Selbst bei guter
Leistung sind die Betroffenen häufig nicht mit ihren Ergebnissen
ihrer Arbeit zufrieden. Es wird immer wieder nachgebessert, ohne
dass ein Ende gefunden wird.

Präkrastination kann viele Symptome entwickeln: Schlafstörungen, Müdigkeit und Erschöpfung, psychosomatische Beschwerden, verminderte Leistungsfähigkeit, depressive Verstimmungen, Angst und Panik, sozialer Rückzug. Es ist kaum möglich, alle diese Symptome aufzuzählen, zumal sie auch nicht gleichzeitig bei einer Person auftreten müssen. Im Zweifel sollte ein Arzt oder Psychologe hinzugezogen werden.

Behandlungsmöglichkeiten:

Therapie
Die kognitive Verhaltenstherapie beinhaltet das Erkennen und
Verändern negativer Gedankenmuster und Verhaltensweisen,
die Präkrastination begünstigen oder dazu führen.
Eine Psychotherapie beschäftigt sich mit der Aufarbeitung
tiefliegender Ursachen der Präkrastination: z.B. Angst vor Versagen,
Perfektionismus, mangelndes Selbstwertgefühl. Das Stressmanagement
meint das Erlernen von Techniken zur Stressbewältigung und Entspannung.
Coaching
Hier ist die Zielsetzung die Unterstützung bei der Definition klarer,
erreichbarer Aufgabenstellungen, die den individuellen Bedürfnissen
und Fähigkeiten des Betroffenen beruhen. Dabei hilft die sogenannte
SMART-Methode: spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch, terminiert.
Selbsthilfe
Die Entwicklung von Strategien zur Steigerung der Selbstwirksamkeit
und des Selbstvertrauens Betroffene gehört zu den wirksamsten Optionen
im Bereich Selbsthilfe. Dazu zähen auch die Förderung einer positiven
Einstellung und einer lösungsorientierten Denkweise.
Zeitmanagement-Techniken
Hier müssen effektive Zeitmanagement-Techniken und -Strategien
erlernt und trainiert werden, um den Betroffenen zu helfen, ihre
Präkrastination zu überwinden. 
Entspannungstechniken
Hierzu zählen progressive Muskelentspannung: Anspannen und Entspannen
verschiedener Muskelgruppen zur Stressreduktion sowie Atemübungen
zur Förderung der Entspannung und des inneren Gleichgewichts. Meditation,
Gymnastik und Yoga können ebenfalls helfen, zu entspannen.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
______________________________________