Mode, Zeichnungen, Produkte
Redaktion: Hochschule Coburg
PRESSEMITTEILUNG
Coburg/gc. Künstliche Intelligenz (KI) schreibt Texte, erzeugt lebensechte Bilder und programmiert auch bereits selbst Computerprogramme. Wird KI bald menschliche Designerinnen und Designer ersetzen? Kann sie die Arbeiten bereichern und verbessern? Mit diesen Fragen haben sich Studierende im Bachelor-Studiengang „Integriertes Produktdesign“ der Hochschule Coburg ein Semester lang auseinandergesetzt. Herausgekommen sind vielfältige Entwürfe, die jetzt in einer digitalen Ausstellung präsentiert werden.
Statt zu zeichnen und zu konstruieren, haben die Studierenden bei Prof. Dr. Michael Markert im Seminar „AI-Aided Design“ auf Hochleistungs-Computern sowie auf den eigenen Laptops und Smartphones verschiedene Anwendungen für Maschinelles Lernen ausprobiert, trainiert und experimentiert. Der Professor spricht von Maschinellem Lernen statt von Künstlicher Intelligenz: „Dieser Begriff ist schon irreführend, denn es handelt sich nach wie vor lediglich um mathematische Modelle, die nichts verstehen, sondern einfach nur statistisch wahrscheinliche Ergänzungen berechnen.“
Markert ist überrascht von der hohen Qualität der Ergebnisse des Seminars: „Die Arbeiten zeigen fast alle ein gutes Verständnis aktueller Technologien des Machine-Learning“. Herausgekommen sind erstaunliche Design-Entwürfe von 3D-Darstellungen mit neuartigen Neural Radiant Fields über Stimm-Klone bis hin zu einer komplett von KI erzeugten Mode-Linie. Bis Mitte März werden sie in einer Instagram-Ausstellung gezeigt – auf dem Kanal gibt es bereits seit Anfang Februar jeden Tag ein neues Werk zu sehen.
Digitale Assistenten
„Für die Studierenden war es ein interessantes Experiment, bei dem sie viel gelernt haben, vor allem, was die Leistungsfähigkeit von KI und die eigenen Erwartungen im Umgang mit den neuen synthetischen Medien betrifft“, erklärt Markert. Dabei seien alle aber auch relativ schnell an Grenzen gestoßen, die vor allem mit zu hohen Erwartungen zu tun hatten. „So kann ein System, das nur mit bereits Bestehendem trainiert wurde, grundsätzlich nichts Neues erschaffen, so wie dies Menschen tun können.“ Als digitale Assistenten könne KI den Entwurfsprozess allerdings beschleunigen und den Designerinnen und Designern viel Arbeit abnehmen. Dies zeigen die Experimente der beiden Studierenden Anton Zerbe und Sascha Meus zur Synthetisierung von Texturen und Geometrien. Die KI erzeugt hier nicht die komplette Gestaltung eines Produktes sondern nur spezielle Teilbereiche davon, also beispielsweise die Darstellung von Oberflächen.
Student Lukas Bebb hat ein System anhand von 250 seiner eigenen Zeichnungen trainiert – und dieses kann tatsächlich Variationen in sehr guter Qualität erzeugen und seinen Zeichenstil auch auf andere Darstellungen übertragen. Utisi Mwendwa-Wavamunno hat sich mit synthetisch erzeugten Bildern west- und ostafrikanischer Frauen auseinandergesetzt und untersucht, welche kulturellen und gesellschaftlichen Vorurteile in den generierten Darstellungen zu finden sind. Lisa Bialon sorgt sich um die die Demokratie, weil es für sie fast schon zu leicht war, Stimmen von Politikern zu klonen und diese sagen zu lassen, was sie wollte.
Ein Hype, differenziert betrachtet
Ein Lerneffekt war auch: Wer gute Ergebnisse erzielen will, muss imstande sein, sehr genau auszudrücken, was erreicht werden soll. „Ebenso muss man ein kritisches Auge auf die generierten Ergebnisse haben, denn die Verantwortung dafür, was man produziert, hat man selbst“, sagt Markert. „Die neuronalen Netze sind nur so gut wie die Daten, mit denen sie trainiert wurden und oft halluzinieren diese oder erzeugen sinnlose Ergebnisse, die allerdings auf den ersten Blick sehr plausibel erscheinen.“ Die Studierenden haben Einblicke gewonnen, die über das Schreiben von „Prompts“, also Anweisungen für das künstliche Netzwerk, hinausgehen – dadurch entstand eine erstaunlich differenzierte Betrachtung des aktuellen Hypes, wie Markert erklärt.
„Die gesellschaftlich und mittlerweile auch politisch aufgeladene Debatte ist aufgrund ihrer technologischen Komplexität häufig von Unkenntnis geprägt bis hin zu einer übertriebenen Angst vor dem Untergang der Menschheit“, sagt der Design-Professor. „Statt nur darüber zu reden, haben wir es einfach ausprobiert.“ Markert ist überzeugt, dass sich das Berufsbild des Produktdesigns durch neue Technologien stetig verändern wird. „Die Studierenden in Coburg sind darauf nun gut vorbereitet.“
Die Ausstellung
Die KI-generierten Entwürfe der Studierenden sind bis März hier zu sehen.
AI Product Design (@ai_productdesign) • Instagram-Fotos und -Videos
(Natalie Schalk, 4.3.24)
______________________________________