Sicher arbeiten im multikulturellen Arbeitsumfeld
... von Heiko Wruck
RATGEBER
Lassahn/gc. Die Arbeitswelt ist kulturell vielfältig. Migranten bringen nicht nur neue Ideen und Perspektiven ein. Sie bereichern auch die Unternehmenskultur und wirken dem Fachkräftemangel entgegen. Menschen mit Migrationshintergrund stellen aber auch Herausforderungen im Bereich der Arbeitssicherheit dar. Hier sind interkulturelle Sensibilität und angepasste Präventionskonzepte nötig, um Arbeitsunfälle zu vermeiden. Nachfolgend werden einzelne Aspekte detaillierter erläutert.
● Religiöse Traditionen im Arbeitsschutz
Informieren Sie sich über religiöse Feiertage und Bräuche,
die die Arbeitssicherheit beeinflussen können. Es ist wichtig,
religiöse Überzeugungen und Traditionen zu respektieren,
wenn es um den Arbeitsschutz geht. Einige Mitarbeiter könnten
bestimmte Gebetszeiten einhalten oder religiöse Kleidung
tragen, die spezielle Sicherheitsvorkehrungen erfordern. Zu
diesen religiösen Kleidungsstücken gehören zum Beispiel
Turban, Sari, Hijab, Kippa, Kaftan. Durch offene Kommunikation
und Flexibilität können Lösungen gefunden werden, die sowohl
den religiösen Bedürfnissen als auch den Sicherheitsvorschriften
gerecht werden.
● Ramadan
Berücksichtigen Sie die besonderen Bedürfnisse muslimischer
Mitarbeiter während des Fastenmonats. Während des Ramadan
fasten Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Dies
kann sich auf die Arbeitsleistung und das Wohlbefinden auswirken.
Arbeitgeber könnten hier flexible Arbeitszeiten oder Pausen anbieten,
um diesen Mitarbeitern zu ermöglichen, sich zu essen. Außerdem
ist es wichtig, den Mitarbeitern zu erlauben, körperlich anstrengende
Aufgaben zu vermeiden, wenn sie durch das Fasten geschwächt sind.
● Turban kontra Helmpflicht
In einigen Berufen, insbesondere in der Bau- oder Sicherheitsbranche,
kann eine Helmpflicht bestehen. Für Mitarbeiter, die aus religiösen
Gründen einen Turban tragen, kann dies eine Herausforderung darstellen.
Finden Sie Lösungen, die sowohl religiöse Bedürfnisse als auch Sicher-
heitsanforderungen berücksichtigen. Allerdings ist der Turban – welcher
Art auch immer – statt des Helmes nicht durch Religionsfreiheit gedeckt.
Eine mögliche Lösung bestünde hier darin, den Mitarbeiter nicht für
Tätigkeiten einzusetzen, die eine Helmpflicht erfordern.
● Sari
Das Problem besteht darin, ein Sari kann sich in Maschinen verfangen
oder Stolperfallen verursachen. Eine Lösung könnte sein, Saris aus
rutschfestem Material zu tragen oder sie hochzustecken, um ein Verfangen
zu verhindern.
● Hijab
Auch ein Hijab kann sich in Maschinen verfangen oder die Sicht behindern.
Das Tragen eines speziellen Hijabs aus rutschfestem Material kann ebenso
eine Löosung sein wie das Tragen eines Haarreifs oder Clips, um den Hijab
sicher zu fixieren. Es kann auch die Arbeitskleidung angepasst werden, um
die Sicht zu verbessern.
● Kippa
Eine Kippa kann sich in Maschinen verfangen oder herunterfallen. Um das
zu vermeiden, kann eine Kippa aus einem stabilen Material getragen oder
mit einem Clip oder Band befestigt werden. Das Tragen einer Kippa unter
einem Arbeitsschutzhelm kann gestattet werden, wenn keine Sicherheitsgründe
dagegensprechen.
● Kaftan
Ein Kaftan kann sich in Maschinen verfangen oder Stolperfallen verursachen.
Das Tragen eines Kaftans aus rutschfestem Material kann eine Lösung sein.
Das Hochkrempeln des Kaftans kann ein Verfangen verhindern und damit als
eine Stolperfalle vermeiden.
● Unterweisungskonzepte
Stellen Sie sicher, dass Unterweisungen in allen relevanten Sprachen
verfügbar sind und auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten sind.
Mitarbeiter mit Migrationshintergrund könnten möglicherweise kulturell
bedingte Unterschiede in Bezug auf Arbeitssicherheit und -verhalten haben.
Daher ist es wichtig, Unterweisungen und Schulungen anzubieten, die auf
ihre Bedürfnisse und Hintergründe zugeschnitten sind. Dies kann durch die
Verwendung mehrerer Sprachen, visuelle Hilfsmittel und interaktive Methoden
erreicht werden, um sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter die Sicherheitsvorschriften
verstehen und befolgen können.
● Sicherheitsbeauftragte mit Migrationshintergrund
Gewinnen Sie Mitarbeiter mit Migrationshintergrund als Multiplikatoren für die
Arbeitssicherheit. Die Einbindung von Sicherheitsbeauftragten mit Migrations-
hintergrund kann dazu beitragen, die Kommunikation zu verbessern und
kulturelle Barrieren zu überwinden. Diese Mitarbeiter können als Vermittler
zwischen verschiedenen kulturellen Gruppen fungieren und dazu beitragen,
Missverständnisse zu klären und das Sicherheitsbewusstsein zu stärken.
Durch ihre Kenntnisse über die kulturellen Hintergründe können sie auch
maßgeschneiderte Lösungen für spezifische Herausforderungen entwickeln.
Mit interkultureller Sensibilität und angepassten Präventionskonzepten können Unternehmen die Sicherheit aller Mitarbeiter in multikulturellen Teams gewährleisten. Die Schaffung einer sicheren Arbeitsumgebung in multikulturellen Teams erfordert Sensibilität, Verständnis und Zusammenarbeit. Indem Arbeitgeber und Mitarbeiter gemeinsam an Lösungen arbeiten und die Vielfalt als Stärke betrachten, können sie nicht nur die Arbeitssicherheit verbessern, sondern auch eine positive und integrative Arbeitskultur fördern.
Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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