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Dienstag, 28. Mai 2024

Gleich gibts was aufs Maul!

Gewalt im Beruf, daheim und auf der Straße
... von Heiko Wruck
RATGEBER
Lassahn/gc. Viele Menschen sind häufig von Gewalt bedroht oder ihr faktisch ausgesetzt. Das betrifft Gewalthandlungen im häuslichen Umfeld, am Arbeitsplatz und in der Öffentlichkeit. Drohender Gewalt sollte möglichst früh ausgewichen werden. Die Konfliktvermeidung kann hier schon Schlimmeres verhindern.

Einer Drohkulisse eine noch größere entgegenzusetzen, wirkt in den meisten Fällen eskalierend. Das gilt es zu vermeiden. Doch nicht immer gibt es Möglichkeiten, Gewalt aus dem Weg zu gehen. Auch dafür werden Lösungen gebraucht.

Was gilt als Gewaltereignis?
Erleidet jemand einen Schaden, der verursacht ist durch verbale, psychische oder körperliche Übergriffe, gilt dies als Schädigung durch ein Gewaltereignis.

Welche Gewaltformen treten häufig auf?
Physische Gewalt
Schlagen, Stechen, Festhalten, Fesseln, Hebeln, 
Treten, Kratzen oder Würgen, Schmerzgriffe
Verbale Gewalt
Beleidigungen, Beschimpfungen, Drohungen,
Schreien, aggressiver Tonfall, aggressive Sprache
Psychische Gewalt
Mobbing, Einschüchterung, Demütigung,
soziale Isolation, Herabwürdigung

Welche Gewalthandlungen treten häufig auf?
In den meisten Fällen gehen dem körperlichen Gewaltereignis verbale und psychische Gewalt voraus. Es entsteht eine Dynamik, die sich immer weiter steigert (Hochschaukeln) und schließlich in körperlicher Gewalt eskaliert. Die Dynamik erfolgt häufig nach demselben Muster: aggressiver Tonfall, aggressive Sprache, Schimpfen, Beleidigen, Bedrohen, Schreien, Schlagen ... Angriffe mit Gegenständen erfolgen meist erst im Laufe der körperlichen Übergriffe. Angriffe mit Waffen sind seltener, weil Waffen in den meisten Fällen vorsätzlich mitgeführt werden. Gegenstände und Waffen stellen die höchste Eskalationsstufe dar, die jedoch weniger häufig erreicht wird als die Gewaltformen der „Alltagsgewalt“.

Welche Berufe sind häufig betroffen?
Berufe mit häufigem Kontakt zu hilfsbedürftigen, aggressiven, psychisch belasteten oder kranken Menschen sind besonders häufig von Gewalt betroffen:

Notfallhilfe, Rettungsdienst und Feuerwehr
Polizei, Justizvollzug, Ordner, Sicherheitsdienste
Gesundheits- und Pflegeberufe
Sozialarbeiter, Beschäftigte in Ämtern
Politiker und Ehrenamtliche

Was sollten Betroffene tun?
Sofortmaßnahmen
Bei akuter Gefahr: Polizei (110) oder
Rettungsdienst (112) anrufen
Dokumentation
Aufschreiben: Datum, Uhrzeit, Ort, Beteiligte, Ablauf
Meldung
Anzeige bei der Polizei oder dem Arbeitgeber melden
Unterstützung
Hilfe rufen, Zeugen ansprechen, psychologische
Beratung in Anspruch nehmen

Was sollten Zeugen eines Gewaltvorfalls tun?
Hilfe leisten
Sie müssen sich nicht selbst einer Gefahr
aussetzen. Aber Sie sollten unbedingt sofort
die Polizei (110) oder den Rettungsdienst (112)
zu Hilfe rufen.
Unterstützung anbieten
Trösten und ermutigen Sie Gewaltopfer, Hilfe in
Anspruch zu nehmen.
Aussage
Stellen Sie sich aktiv als Zeuge zur Verfügung
und schildern Sie den Vorfall.

Was können Arbeitgeber tun?
Als Arbeitgeber sind Sie können Sie Maßnahmen ergreifen, um Gewalt am Arbeitsplatz zu verhindern. Dazu gehören:

Schulungen
Deeskalationstechniken und Gewaltprävention schulen
Arbeitsorganisation
Risikosituationen minimieren
Notfallpläne
Notfallpläne erstellen, um in Gewaltsituationen richtig
reagieren zu können
Unterstützung
Betroffenen psychologische Hilfe und Beratung anbieten,
Täter sanktionieren, sich positionieren

Welche baulichen Schutzmaßnahmen gibt es?
Gewalt am Arbeitsplatz könne durch bauliche Schutzmaßnahmen verhindert werden. Dazu zählen:

Zugangskontrollen
Zugänge zum Betriebsgelände, zu Gebäuden, Fluren,
Garagen, Treppenhäusern und Lager- und Büroräumen
sichern und kontrollieren
Fluchtwege
Flucht- und Rettungswege einrichten, kennzeichnen und
offen halten
Sicht- und Hörschutz
Mitarbeiter und Kunden vor neugierigen Blicken anderer
schützen und das Mithören durch Dritte vermeiden
Beleuchtung
Arbeitsbereiche und Außenanlagen ausreichend beleuchten
und tote Winkel (dunkle Ecken) ausleuchten

Welche technischen Schutzmaßnahmen gibt es?
Um Risiko von Gewalt am Arbeitsplatz zu reduzieren, können folgende technischen Schutzmaßnahmen Anwendung finden:

Alarmanlagen
Um im Notfall schnell Hilfe rufen zu können, sind stille
laute Alarmanlagen zweckmäßig
Videoüberwachung
Offen ersichtlich deklarierte Videoüberwachung kann
potenzielle Täter abschrecken und im Zweifel Beweise
in Bild und Ton dokumentieren
Kommunikationsmittel
Funkgeräte, Mobiltelefone oder Alarm-Buttons können
im Notfall schnell Hilfe rufen
Schutzausrüstung
Schutzwesten gegen Messerattacken und leichte Feuer-
waffen, Helme gegen Schlagwaffen oder Schutzbrillen
gegen Sprühmittel (Reizgas, Säuren) können wirksam
gegen körperliche Angriffe helfen

Welche Handlungshilfen gibt es für Gewaltereignisse?
Wenn die Deeskalation durch besonnenes Handeln und ruhiges Sprechen nicht hilft, ist der Rückzug aus der gefährlichen Situation immer noch das beste Mittel, um Ärgeres zu vermeiden. Selbstverteidigung ist erst angebracht, wenn nichts anderes möglich ist. Aber auch zwischen Flucht und Verteidigung gibt es Optionen:

● Ruhig bleiben
● Abstand halten
● Aufmerksam Zuhören
● Verständnis zeigen
● Selbstbewusste Körpersprache
● Sofort den Notruf wählen
● Laut um Hilfe rufen

Ab wann sollte ein Gewaltvorfall als Arbeitsunfall gemeldet werden?
Auch eine Gewalttat, die zu einer gesundheitlichen Schädigung geführt hat, kann ein Arbeitsunfall sein. Das entscheidende Kriterium ist, dass die Gewalttat in einem ursächlichem Zusammenhang mit der ausgeübten Berufstätigkeit stehen muss. In diesem Fall sollte die Meldung möglichst unverzüglich nach dem Gewaltereignis erfolgen.

Was sollte nach einem Gewaltereignis geschehen?
Die folgenden fünf Schritte sollten möglichst unmittelbar nach der Gewalttat eingeleitet werden:

● Erste Hilfe
● Sicherung des Tatorts
● Meldung (Arbeitgeber/Polizei)
● Nachbereitung

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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