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Mittwoch, 29. Mai 2024

Keine Zeit für Arbeitspausen?

Die andere Seite der Medaille
... von Heiko Wruck
RATGEBER
Lassahn/gc. Kaum noch Zeit für Pausen zu haben, ist ein Anzeichen für eine zu hohe Arbeitsverdichtung. Die ist auf Dauer ungesund und leistungsschmälernd. Dabei sind ausreichende Arbeitspausen wichtig für optimale Erholungsphasen.

Termin- oder Leistungsdruck
Leistungserwartungen sind notwendig, um Ziele zu formulieren. Wer keine Ziele hat, kann keine gezielten Leistungen erbringen. Die Folge ist, dass selten die richtigen Dinge auch richtig getan werden. Effektive und effiziente Produktionsprozesse sind so nicht möglich. Werden die Leistungserwartungen zu niedrig angesetzt, rückt die Zielerfüllung in weite Ferne. Zu hoch angesetzte Leistungserwartungen führen dagegen schnell zu Überforderungen. Auch hier werden die Ziele nicht erreicht. An dieser Stelle werden Pausen wichtig. Als Element des Innehaltens bieten Arbeitspausen psychische und physische Erholung auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ermöglichen Arbeitspausen, einen gewissen Abstand zur Arbeit zu gewinnen. Damit werden Neuorientierungen und Nachjustierungen des Arbeitsprozesses möglich. Die Arbeit wird weniger verdichtet und durchgehend auch weniger hektisch. Termin- und Leistungsdruck können harmonisiert werden. Deswegen sollten Arbeitspausen gezielt und langfristig eingeplant und am besten regelmäßig verstetigt werden.

Ausgleich zur ausgeübten Tätigkeit
Pausen allein zur Entspannung zu nutzen, geht am Ziel vorbei. Sie sollten bewusst als Ausgleich zur jeweiligen Tätigkeit gesehen werden. Wer körperlich angestrengt arbeitet, ist mit einem kurzen Spaziergang und mit Dehnungsübungen besser beraten als nur auf einer Bank zu sitzen. Büroarbeiter, die viel Bildschirmarbeit leisten, sollten ihre Augen entspannen. Sie können den Blick in die Ferne schweifen und in unterschiedlichen Distanzen einige Sekunden ruhen lassen. Auch die Augen für ein paar Minuten zu schließen hilft bei der Entspannung.

Gesunde Arbeitsgestaltung
Nicht nur die Ergonomie, die Arbeitsbelastung und die Arbeitszeiten sind wichtig für eine gesunde Arbeitsgestaltung. Auch ausreichende Arbeitspausen in Quantität und Qualität gehören dazu. Arbeitgeber haben die Gesetzespflicht, ihren Mitarbeitern Ruhepausen zu gewähren. Regelungsgrundlage dafür ist in Deutschland das Arbeitszeitgesetz (ArbZG). Tarifvertragliche oder betriebliche Regelungen sowie weitergehende Bestimmungen können die beruflichen Pausenregelungen ergänzen oder erweitern.

Ausfall von Ruhepausen
Negative Auswirkungen auf die Gesundheit und Zufriedenheit lassen sich zunehmend feststellen, wenn Arbeitszeitpausen und Ruhepausen (z. B. Nachtruhe oder dauerhaft zu kurze Schichtwechsel) ausfallen. Regelmäßige und qualifizierte Arbeitszeit- und Ruhepausen sind für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Beschäftigten sowie für das Betriebsklima unverzichtbar.

Gesundheit und Zufriedenheit
Stressabbau, anhaltende Konzentration, körperliche und geistige Gesundheit sowie Arbeitszufriedenheit sind ohne regelmäßige und ausreichende Arbeitszeitpausen nicht zu erreichen.

Homeoffice
Arbeitszeitpausen sind auch am Heimarbeitsplatz unverzichtbar. Hier stellt sich jedoch eine besondere Herausforderung. Im Homeoffice kommt es ganz besonders darauf an, eine bewusste und konsequente Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben einzurichten. Sind Kinder im Haushalt, ist dies noch einmal schwerer umzusetzen. Hier können regelmäßige Spaziergänge eine Abhilfe schaffen. Die Arbeitsumgebung wird für eine festgelegte Zeit vollständig verlassen. Mit dem Tapetenwechsel erfolgt die Erholung. Es sollte dabei nicht nur bei einem Spaziergang bleiben. Mehrere kleine Spaziergänge sind besser als ein langer.

Arbeitsintensität, Arbeitszeitlänge und Arbeitszeitanforderungen
Regelmäßige Erholungsphasen werden umso wichtiger, je länger die Arbeitszeit dauert und je intensiver die Arbeit ist. Eine Überforderung durch die Arbeitsdauer ist schnell erreicht, wenn kein Ende in Sicht oder die Arbeit ohne Unterbrechung zu schwer ist. Hier spielen Überstunden, Schichtarbeit und Wochenendarbeit eine besondere Rolle. Überstunden sind immer belastend. Sie sollten nicht zum Normalfall werden, auch wenn sie überdurchschnittlich vergütet werden. Schichtarbeit kann notwendig sein. Hier sollten jedoch nicht zu kurze Schichtwechsel den Rhythmus bestimmen. Zwischen den Schichtwechseln muss ausreichend Erholung gewährleistet sein. Das Wochenende ist für die meisten Beschäftigten arbeitsfrei, auch wenn der Samstag nach dem Bundesurlaubsgesetz ein Werktag ist. Doch das arbeitsfreie Wochenende kann nicht immer gewährleistet werden. Deswegen sind rhythmische Wechsel von arbeitsfreien Wochenenden und welchen, an denen gearbeitet wird, wichtig.

Gesundheitliche Beschwerden
Wer zu wenige Pausen während der Arbeitszeit macht, kann schnell unter Erschöpfungszuständen, Kopf- und Rückenschmerzen leiden. Die Signale des Körpers können eine Überlastung anzeigen. Regelmäßige Pausen in der Arbeitszeit tragen dazu bei, das Wohlbefinden und die Gesundheit sowie die Leistungsfähigkeit und die Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten zu gewährleisten. Gesunde Mitarbeiter, die motiviert und leistungsfähig sind, haben eine höhere Arbeitsproduktivität.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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