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Donnerstag, 23. Mai 2024

Smarte Technologien vs. Mensch

Gestaltung künftiger Arbeitsformen
... von Heiko Wruck
RATGEBER
Lassahn/gc. Vor dem Hintergrund moderner Technologien, smarter Konzepte und Künstlicher Intelligenz verändert sich die Arbeitswelt rasant. Chancen, Herausforderungen und Risiken ergeben sich dadurch nicht nur für Arbeitgeber, sondern auch für Arbeitnehmer.

Wie verändern Smarte Technologien die Arbeitsformen?
Zu allen Zeiten waren Technologien Treiber der gesellschaftlichen Entwicklung. Ein großer Teil dieser Entwicklung ist die Arbeitswelt. Neue Technologien haben immer neue menschliche Epochen verursacht: Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit, Antike, Mittelalter, Neuzeit. Mit der Technologie, Kupfer-Zinn-Legierungen herstellen zu können, begann das Bronzezeitalter. Die breitere Verwendung von Eisen läuterte die Eisenzeit ein. Mit dem Beginn der Schriftlichkeit begann die Antike. Die Auflösung der politisch-kulturellen Einheit, die wirtschaftlich maßgeblich auf großen Sklavenhaltergesellschaften beruhte, beendete die Antike und führte ins Mittelalter. Die Erfindung des Buchdrucks, die Entdeckung Amerikas, die Entwicklung von Feuerwaffen, die wissenschaftliche Revolution und die Verbesserung der Schifffahrtstechnologien führten in letzter Konsequent zum Ende des Mittelalters und zum Beginn der Neuzeit. Die Neuzeit hält bis heute an. Sie ist war geprägt durch die Aufklärung und durch dieIndustrielle Revolution. Heute erfahren wir mit Smarten Technologien weitere neue Prägungen: digitale Revolution und Globalisierung.

Deren aktuelle Schlüsseltechnologien sind:
● Künstliche Intelligenz (KI)
● Internet der Dinge (IoT)
● Big Data und Analytics
● Cloud Computing
● Adaptive Arbeitsassistenzsysteme
● Augmented Reality (AR)
● Virtual Reality (VR)
● Robotik und autonome Systeme
● Cyber-physische Systeme (CPS)
● Blockchain und Distributed Ledger Technologien (DLT)
● 5G, 6G und fortschrittliche Konnektivität

Die voranschreitende Automatisierung und Optimierung von Produktionsprozessen benötigt künftig immer weniger menschliche Handarbeit. Das ermöglicht immer mehr Menschen zeitlich und räumlich entgrenzt zu arbeiten – ob im Homeoffice, im rollenden Zug oder gänzlich auf einem anderen Kontinent. Zeitzonen und feste Betriebsräume werden zunehmend irrelevanter. Mobile, schnelle, sichere und stabile Verbindungen ins Internet sowie virtuelle Wahrnehmungserweiterungen und komplette virtuelle Realitäten werden an Bedeutung gewinnen.

Welche Aufgaben übernehmen Menschen,
die von Smarten Technologien profitieren?
Auch wenn für manuelle Tätigkeiten künftig weniger Menschen im Arbeitsprozess benötigt werden, so werden sie doch keineswegs überflüssig. Keine Technologie ist bislang ohne den Menschen ausgekommen. Allerdings haben sich die Aufgaben und Tätigkeitsfelder verändert, die Menschen beim Einsatz neuer Technologien übernommen haben.

Neue Berufe könnten in folgenden Tätigkeitsfeldern entstehen:
● Datenanalyse und -interpretation
● KI- und ML-Entwicklung
● Cybersicherheit
● UX- und UI-Design
● Ethik- und Compliance-Expertise
● Robotik- und Automatisierungstechnik
● AR/VR-Entwicklung
● Digitalstrategien
● Schulungs- und Weiterbildungsexpertise
● Nachhaltigkeits- und Resilienzmanagement

Welche Aufgaben übernehmen Menschen,
die von Smarten Technologien freigesetzt wurden?
Menschen, die über keine oder weniger digitale Kompetenzen verfügen, haben auch künftig vielfältige Jobmöglichkeiten. Für Pessimismus besteht also kein Anlass. Hinzu kommt die demografische Entwicklung in den westlichen Industrieländern. Sie weist seit Jahrzehnten Bevölkerungsdefizite aus. Das bedeutet, ein Teil der wegfallenden Arbeitsplätze in den aussterbenden Berufen und Tätigkeiten werden durch die demografischen Defizite kompensiert. Und vergessen wir nicht, Menschen haben ganz unterschiedliche Fähigkeiten und Interessen. Daraus folgt, dass auch sie künftig in der Arbeitwelt ein Auskommen haben werden.

Hier ist eine Auswahl zukunftsfähiger
möglicher traditioneller Tätigkeitsfelder und Berufe:
● Handwerkliche und gewerbliche Berufe
● Gesundheits- und Pflegeberufe
● Kreative und künstlerische Berufe
● Dienstleistungs- und Serviceberufe
● Bildungs- und Erziehungsberufe
● Umwelt- und Naturschutzberufe
● Soziale Berufe
● Sicherheits- und Schutzberufe
● Tierpflege und Tierbetreuung
● Land- und Forstwirtschaft

Auswirkungen auf den Menschen (psychisch/physisch)
Bei aller Aufgeschlossenheit gegenüber Smarten Technologien: sie werden auch negative Auswirkungen auf die Psyche und auf die physische Gesundheit von Arbeitnehmern haben. Stress, Überforderung, sozialer Isolation und gesellschaftlicher Druck können auch bei den Smarten Technologien nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Hier gilt es, mit Empathie und Weitsicht Konzepte zu entwickeln, die eine menschengerechte Mensch-Technik-Interaktion etablieren.

Menschengerechte Mensch-Technik-Interaktion
Für eine wirksame Mensch-Technik-Interaktion ist entscheidend, dass die Systeme benutzerfreundlich und intuitiv bedienbar sind sowie den individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen der Nutzer entsprechen. Ebenso müssen regelmäßig Schulungen und Weiterbildungen angeboten werden. Die Arbeitnehmer müssen gezielt auf die neuen Technologien vorbereitet und an ihnen trainiert werden. Erst durch das sichere Anwenden Smarten Technologien werden Ängste oder Vorbehalte bei den Menschen abgebaut.

Ethische oder soziologische Fragestellungen
Smarte Technologien haben direkten Einfluss auf die Beantwortung ethischer und soziologischer Fragen: zum Beispiel wie umfassend darf, muss und soll künftig der Datenschutz sein? Wie tiefgreifend darf, muss und soll künftig die Datensicherheit sein? Welche neuen Modelle wird es künftig für die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben geben? Nach welchen Kriterien erfolgt künftig die Verteilung von Arbeit und Einkommen? Wie wird künftig der Zusammenhalt in der Gesellschaft organisiert?

Anwendungsbeispiele aus der Praxis
Pick-by-Vision-Lösungen, adaptive Arbeitsassistenzsysteme oder kollaborierende Roboter (Cobots) sowie autonome Transportfahrzeuge sind heute längst keine bloße Fiktion mehr. AR-Brillen erleichtern im Gesundheitswesen die Diagnose und Behandlung von Patienten. In der Telemedizin werden Informationen in Echtzeit übermittelt. Damit werden dann sogar Operationen aus der Ferne ausgeführt. Nicht zuletzt machen Smarte Technologien die Arbeitsprozesse nicht nur schneller und effektiver, sondern auch deutlich sicherer. Smarte Technologien erkennen Risiken häufig früher, schneller und umfassender als Menschen. Deswegen werden Menschen jedoch nicht überflüssig. Denn ohne den Menschen taugt die beste Smarte Technologie nur wenig.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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