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Dienstag, 21. Mai 2024

Unsichtbare Gefahren am Arbeitsplatz

Wie man sie erkennt und bekämpft
... von Heiko Wruck
RATGEBER
Lassahn/gc. Ob im Büro oder auf der Baustelle, im Lager oder auf einem Fahrzeug: Nicht immer sind Gefährdungen am Arbeitsplatz auf den ersten Blick zu erkennen. Unsichtbare Gefahren gibt es in jeder Arbeitsumgebung.

Arbeitgeber in Deutschland sind gesetzlich verpflichtet, für sichere Arbeitsplätze zu sorgen. Das maßgebliche Instrument dafür ist die Gefährdungsbeurteilung. Sie muss für jeden einzelnen Arbeitsplatz angefertigt und nachgewiesen werden.

Gefährdungsbeurteilungen, die speziell auf unsichtbare Gefahren am Arbeitsplatz ausgerichtet sind, sollten neben allen anderen Risiken zusätzlich folgende Punkte berücksichtigen:

Identifizierung unsichtbarer Gefahren
Hierfür sollten zuerst alle potenziellen unsichtbaren
Gefährdungen an dem betreffenden Arbeitsplatz ge-
listet werden. Im Zweifel sollten technische Überprü-
funden zum Beispiel der Luftqualität, Strahlung und
so weiter vorgenommen werden – wo dies sinnvoll ist.

Bewertung der Risiken
Nach der Ermittlung der vor Ort tatsächlich vorliegen-
den Gefährdungen (unabhängig davon ob sichtbar
oder nicht) muss eine Risikobewertung vorgenommen
werden. Bei unsichtbaren Risiken müssen Grenzwerte
ermittelt werden, deren Überschreitungen Signale aus-
lösen. Risikobewertung bedeutet, dass eingeschätzt wird,
wie die Eintrittswahrscheinlichkeit des einzelnen Risikos
gestaltet ist und wie viele Personen davon betroffen wären.
Zusätzlich muss eingeschätzt werden, wie lange die Dauer
und die Häufigkeit der Risikolagen besteht.

Festlegung von Schutzmaßnahmen
Wenn eine Risikolage eingetreten ist (unabhängig davon ob
sichtbar oder nicht), geht es darum, die betreffenden Risiken
sofort einzugrenzen, zu minimieren oder zu beseitigen. Hier
geht es jedoch vorrangig um Prävention. Es geht also darum,
Risikolagen möglichst zu vermeiden. Schutzausrüstung, ange-
passte Arbeitsabläufe, Mitarbeiterschulungen, Wartungs- und
Überwachungsprogramme sowie Betriebsanweisungen sind
die geeigneten Werkzeuge dafür, Risikolagen zu vermeiden.

Umsetzung der Schutzmaßnahmen
Arbeitgeber sollten Notfallpläne für den Fall erarbeiten lassen,
dass eine Risikolage bereits eingetreten ist. Diese Notfallpläne
sollten den Mitarbeitern bekannt sein und gut sichtbar ausgehängt
werden. Gleichzeitig müssen für die Prävention Schutzausrüstungen
vorhanden sein, angepasste Arbeitsabläufe eingerichtet sowie regel-
mäßige Mitarbeiterschulungen angeboten werden. Auch Wartungs-
und Überwachungsprogramme sowie Betriebsanweisungen müssen
durchgeführt beziehungseise umgesetzt und nachgewiesen werden.

Überwachung und Überprüfung
Maßnahmen zur Arbeitssicherheit und zum Arbeitsschutz bedürfen
der ständigen Überwachung und Ergebnisüberprüfung. Erst in diesem
ständigen Ablauf wird sichtbar, ob die Schutzmaßnahmen wirksam sind.
Außerdem werden gegebenenfalls neue unsichtbare Gefahren am
Arbeitsplatz sichtbar. Die neuen Gefährdungen können dann in die
Gefährdungsbeurteilung aufgenommen und eingehegt werden.

Dokumentation:
Keine Schutzmaßnahme und keine Kontrolle taugt etwas, wenn sie nicht
protokolliert und damit auch nachweisbar dokumentiert wird. Die Dokumen-
tation dient nicht allein dazu, die Durchführung von Schutzmaßnahmen
nachzuweisen. Sie archiviert auch immer die Überprüfungsergebnisse und
schafft im Zweifel Rechtssicherheit. Die Mitarbeiter der zuständigen Behörden
dürfen diese Dokumentationen einsehen. Die Einsichtnahme darf ihnen nicht
verwehrt werden.

Beteiligung der Mitarbeiter
Niemand kennt den Arbeitsplatz besser als ein Mitarbeiter, der dort arbeitet.
Und niemand ist unter Umständen betriebsblinder. Das Vier-Augen-Prinzip
hilft, hier die Schwächen einer Arbeitsplatzbegehung auszugleichen. Der
erfahrene Mitarbeiter zeigt die Details seines Arbeitsablaufes. Die zweite Person
hinterfragt vermeintliche Selbstverständlichkeiten. Die Erfahrung und die Neu-
betrachtung des Arbeitsplatzes ermöglichen einen objektiven Blick auf die
Arbeitsumstände. Gleichzeitig wird das Bewusstsein für Arbeitssicherheit und
Arbeitsschutz bei den Beteiligten gefördert.

Schulungen und Unterweisungen
Regelmäßige Schulungen in Sachen Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit
sowie technische Unterweisungen und praktische Übungen vermitteln Wissen,
geben Sicherheit und steigern die Kompetenz der geschulten Mitarbeiter.
Damit werden die Schutzmaßnahmen und die Mitarbeiter auf dem neuesten
Stand der Erkenntnisse gehalten.

Notfallplanung:
Um Im Notfall richtig handeln zu können, braucht es eines Notfallplanes,
der auch praktisch trainiert werden muss. Theoretisches Wissen nützt nichts,
wenn niemand es praktisch anwenden kann. Deswegen ist ein regelmäßiges
praktisches Training notwendig für mehr Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz.

Unsichtbare Gefahren im Büro

Strahlung
Elektronische Geräten (Computer, Drucker, Sender, Empfänger) können
schädlich sein. Sie geben häufig Strahlung ab. Bei der Anschaffung solcher
Geräte sollte auf niedrige Emissionen geachtet werden. Halten Sie zu diesen
Geräten einen sicheren Abstand.

Allergene
Staub, Schimmel und Milben sind häufig auf den ersten Blick unsichtbar.
Sie können jedoch schwere Allergien und Atemwegserkrankungen auslösen.
Reinigen und lüften Sie die Räume regelmäßig und schauen Sie auch hinter
und unter die Abdeckungen.

Baustoffe
Gefährliche Baustoffe bergen häufig unsichtbare Risiken: Asbest, Blei, Silikat-
staub, Formaldehyd, Holzschutzmittel, Quecksilber, Cadmium und Chrom
oder Isocyanate (in Schaumstoffen, Lacken und Klebstoffen). Sie  können
schwere Erkrankungen bei den Mitarbeitern verursachen.

Elektromagnetische Felder
Elektromagnetische Felder können Kopfschmerzen und Müdigkeit verursachen.
Sorgen Sie für ausreichend Abstand und Pausen.

Umweltverschmutzung
Schlechte Luftqualität, sowohl im Innen- als auch im Außenbereich, schlechte
Wasserqualität und kontaminierte Börden beziehungsweise Materialien können
die Gesundheit stark beeinträchtigen.

Lärm
Eine permanent hohe Lautstärke kann Stress, Konzentrationsschwierigkeiten
und Frust verursachen. Alle drei Kategorien können zu Dauerschädigungen
oder zu Arbeitsunfällen führen.

Wie unsichtbare Gefahren sichtbar
gemacht werden können

Stolperfallen
Regelmäßige Inspektionen und Beseitigung von Hindernissen sind wichtig.
Achten Sie auf lose Kabel, unebene Böden und schlecht beleuchtete Bereiche.

Zugluft
Durchzug kann zu Erkältungen und Muskelverspannungen führen.
Regulieren Sie die Klimaanlage und achten Sie auf gute Isolierung.

Stäube und Gase
Regelmäßige Luftqualitätsmessungen können helfen, schädliche Stäube
und Gase zu erkennen. Prüfen Sie auch Fenster, Türen und Ventile.

Mikroorganismen
Viren, Bakterien, Hefen und Schimmelpilze können sich schnell verbreiten.
Regelmäßiges Händewaschen und Desinfizieren von Oberflächen ist wichtig,
um sich wirksam zu schützen.

Psychische Belastungen
Stress, Mobbing, Überforderung und Unterforderung können und Depressionen
auslösen und die psychische Gesundheit beeinträchtigen. Schaffen Sie ein
unterstützendes Arbeitsumfeld und ermutigen Sie offene Kommunikation.

Körperliche Belastungen
Langes Sitzen, schwere Hebearbeiten und wiederholende Bewegungen können
zu körperlichen Beschwerden führen. Ergonomie und regelmäßige Pausen
sind wichtig.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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