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Sonntag, 12. Mai 2024

Was ist Absentismus?

Wenn das Fernbleiben zur Norm wird
... von Heiko Wruck
RATGEBER
Lassahn/gc. Absentismus, das Fernbleiben ohne triftigen Grund, ist zu einer wachsenden Herausforderung geworden. Touristiker erleben immer wieder, dass immer mehr Touristen trotz eines gültigen Reisetermins nicht am Terminal erscheinen.

Auch Hotelgäste, die feste Buchungen haben, nehmen oft ihre Aufenthalte gar nicht erst wahr. Gleiches gilt für Schiffspassagen und Flugreisen. Die Gegenreaktion der Tourismuswirtschaft sind höhere Rücktritt- oder Nichtnutzungspauschalen sowie vermehrte Last-minute-Angebote, um ihre Kapazitäten trotz Leerbuchungen besser auszunutzen. Auch in der Schule wird ein steigender Absentismus wahrgenommen. Ebenso in der Arbeitswelt. Mit gravierenden Folgen.

Ist Absentismus eine Krankheit?
Eine Krankheit ist Absentismus nicht. Es ist jedoch ein konkretes Verhaltensmuster. Die Person erscheint wiederholt nicht zur Arbeit, in der Schule oder an einem Versammlungsort – ohne einen gültigen Grund. Auch wenn ein Absentismus keine Erkrankung darstellt, so können doch andere Gesundheitsprobleme oder psychische Belastungen eine besondere Rolle spielen

Welche Ursachen hat Absentismus?
Die Ursachen für Absentismus einzugrenzen, ist sehr schwierig. Abgesehen von gesundheitlichen und psychischen Beeinträchtigungen können auch berufsbezogene Gründe vorliegen. Mobbing, Leistungsdruck, Konflikte, Stress, Überforderung, Unterforderung, unzureichende Arbeitsbedingungen, schlechte Entlohnung, mangelnde Wertschätzung, Stress oder einfach nur eine fehlende Motivation – oder eine Kombination mehrerer Faktoren – können die Ursachen für häufiges Fernbleiben sein.

Welche Formen von Absentismus gibt es?
Unterschieden werden der kurzzeitige und der langzeitige Absentismus. Häufige kurze Fehlzeiten von wenigen Tagen bis zu einer Woche werden unter dem kurzzeitigen Absentismus erfasst. Fehlzeiten von mehreren Wochen oder Monaten laufen dagegen unter dem Begriff langzeitiger Absentismus. Es gibt viele Formen des unerlaubten Fernbleibens, die sich fest in der Alltagssprache etabliert haben:

● Schulschwänzen
● Schulverweigerung
● Schulbummelei
● Blaumachen
● unnötige Auslandsaufenthalte 
● unnötige Dienstreisen
● Krankfeiern
● Arbeitsbummelei
● Sich-Absetzen
● Nichterscheinen
● gewohnheitsmäßige Abwesenheit (Verwalterregime)
● Desertieren
● unentschuldigtes Fehlen
● Arbeitsverweigerung
● Verkrümeln
● den Fisch machen
● Verpissen im Gelände
● Boykottieren
● Drei-Tage-Koma (Alkoholismus)
● geplante Verspätungen

Wie wird Absentismus erkannt?
Die Dokumentation von Fehlzeiten und Abwesenheiten ist entscheidend. Arbeitszeiterfassung, Anwesenheitsprotokolle und regelmäßige Mitarbeitergespräche sind geeignete Mittel, um um Trends und Muster zu erkennen, die auf Absentismus hinweisen.

Welche Rechtsfolgen hat Absentismus?
Für Kinder und Jugendliche besteht eine Schulpflicht. Das bedeutet, dass sie am Schulort Präsenz zeigen müssen, um unterrichtet werden zu können. Wer einen Arbeitsvertrag eingeht, muss im Regelfall regelmäßig an seinem Arbeitsplatz erscheinen. Es sei denn, es gibt ausdrücklich andere Vereinbarungen. Auch das Homeoffice oder das mobile Arbeiten (Laptop unterwegs) sind hier mögliche Arbeitsorte, an denen der Arbeitnehmer erreichbar sein muss und wo er seine Aufgaben erledigt. Das unentschuldigte Fernbleiben in der Schule oder am Arbeitsplatz kann disziplinarische Maßnahmen wie Bußgeldverfahren, Schulverweise, Abmahnungen oder sogar eine Kündigung zur Folge haben. Wenn Touristen eine gebuchte Reise/Veranstaltung/Zimmerbelegung ohne gültigen Grund nicht antreten oder wahrnehmen, können unter Umständen Stornogebühren verlangt werden. Eine vorherige Absage führt nicht in jedem Fall dazu, dass die Stornogebühren erlassen werden.

Wie kann Absentismus vermieden werden?
Ein gesundes Schul- und Arbeitsumfeld sowie Unterstützungsangebote sind gute Möglichkeiten, Absentismus rechtzeitig zu erkennen und zu vermeiden. Ein positives Lern- und Arbeitsklima sowie eine offene Kommunikation, aber auch persönliche Wertschätzung und Mitgefühl helfen, dem Absentismus präventiv zu begegnen.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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