Suchen

Donnerstag, 6. Juni 2024

Interessierte Selbstgefährdung

Belastungsgrenzen im Berufsalltag
... von Heiko Wruck
RATGEBER
Lassahn/gc. Wenn Ehrgeiz ungesund wird, kann das ein Indiz für eine sogenannte „Interessierte Selbstgefährdung“ sein. Dieses Verhaltensmuster (früher Managerkrankheit) ist keine Seltenheit.

Wer wegen der unbedingten Erreichung beruflicher Ziele dauerhaft die eigene Gesundheit aufs Spiel setzt, unterliegt bereits der „Interessierten Selbstgefährdung“. Das gilt auch für die Menschen, die ständig gesetzte Maßstäbe und Referenzpunkte übertreffen wollen, ohne Rücksicht auf Verluste. Auch die eigene Leistungsfähigkeit wird häufig bis zur Dehnungsgrenze überreizt. Kurz gesagt: Interessierte Selbstgefährdung ist eine bewusste Überschreitung eigener Belastungsgrenzen aus beruflichen Gründen. Oder um Anerkennung zu erhalten.

Was ist das richtige Arbeitspensum?
Das richtige Arbeitspensum fordert, aber überfordert nicht. Dabei geht es nicht allein um die Qualität und Quantität der gestellten Aufgaben und Ziele oder um die zur Verfügung stehende Zeit und Arbeitspausen. Neben diesen Faktoren organisiert sich das richtige Arbeitspensum anhand der persönlichen Fähigkeiten der Mitarbeiter, an ihren aktuellen Lebensumständen und der Art der Tätigkeit. Erst in diesem Zusammenspiel ist es möglich Maß und Mitte zu finden.

Wann beginnt die Grenzüberschreitung?
Der Beginn der Grenzüberschreitung ist erkennbar. Wer über einen längeren Zeitraum im Hochleistungsmodus arbeitet, verschleißt zusehends. Die Symptome für diesen Raubbau an der eigenen Gesundheit können Schlafstörungen, Stress, Müdigkeit, Kopf- und Rückenschmerzen sowie Lustlosigkeit sein. Die Aufzählung ließe sich noch weiter fortsetzen. Wenn die Freude an der Arbeit auf der Strecke bleibt und man sich permanent ausgelaugt fühlt, sollten diese Warnsignale nicht bedenkenlos in den Wind geschlagen werden. Das Arbeitspensum muss heruntergefahren werden, wenn es keine Gesundheitsschäden verursachen soll.

Was sind Warnsignale Interessierter Selbstgefährdung?
● Dauerhafter Stress
● das Gefühl, nie genug zu leisten
● Erschöpfungszustände
● Depressionen
● Herz-Kreislauf-Erkrankungen
● Vernachlässigung privater Interessen
● Vernachlässigung sozialer Kontakte
● häufige Erkältungen
● häufige Schlafstörungen
● anhaltende Kopfschmerzen
● innere Unruhe
● nicht abschalten können
● ständiges Grübeln

Lernen Sie, Nein zu sagen, wenn Ihnen die Arbeit über den Kopf wächst. Achten Sie auf Ihre Work-Life-Balance. Gönnen Sie sich regelmäßige Pausen und längere Erholungsphasen.

Die andauernde körperliche und psychische Überbeanspruchung wurde in den 1950-er bis zum Ende der 1960-er Jahre umgangssprachlich auch als Managerkrankheit bezeichnet. Trat infolge der Managerkrankheit der Tod ein, sprach man diesbezüglich auch vom Managertod. 

Heute findet zunehmend auch die Bezeichnung „Karōshi“ Eingang in die Umgangssprache. Karōshi ist ein Begriff, der aus Japan stammt und einen Tod durch Überarbeiten beschreibt.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
______________________________________