Umgang mit Verunsicherung und Überforderung
... von Heiko Wruck
RATGEBER
Lassahn/gc. Heutige Arbeitnehmer werden durch die Digitalisierung vor gravierende Herausforderungen gestellt. Überforderung, die Angst vor einem Jobverlust oder befürchtete Veränderungen der Arbeitswelt gehören zu den häufigsten Gefühlen, die mit der Digitalisierung der Arbeitswelt einher gehen. Der Umgang damit stellt hohe Anforderungen an die Mitarbeiter und die Führungskräfte.
Wechselwirkungen bei der Mensch-Digitalisierung
Digitale Werkzeuge und Prozesse erleichtern die Arbeit. Sie steigern aber auch den Druck, sich ständig weiterzubilden, immer erreichbar zu sein und Neues anzunehmen. Digitalisierung stellt alles auf den Prüfstand: soziale Interaktion, Kommunikation, Empathie, Kreativität, liebe Gewohnheiten, handwerkliche, geistige und körperliche Fähigkeiten. All das kann die Digitalisierung fördern oder verkümmern. Wichtig ist eine Balance in der Beziehung Mensch-Digitalisierung. Die Nutzung neuer Technologien muss mit dem Erhalt menschlicher Fähigkeiten ausgeglichen werden. Wenn der Mensch sich durch die Digitalisierung in seiner Natürlichkeit nicht mehr akzeptiert und gefordert fühlt, wird er zum bloßen Werkzeug der Digitalisierung degradiert. Werkzeuge sind beliebig austauschbar. Wenn eine Wechselwirkung auf Degradierung und Austauschbarkeit hinaus läuft, besteht eine Unwucht, die den Mitarbeiter, ganze Belegschaften bis hin zur Führungsriege belasten und schließlich den Unternehmenserfolg gefährden kann.
Die größten Ängste vor der Digitalisierung
Mitarbeiter befürchten in der Hauptsache den Verlust ihres Arbeitsplatzes durch die Digitalisierung. Konkret werden die Befürchtungen durch die Automatisierung der Produktionsprozesse befeuert. Dadurch werden bewährte Arbeitsweisen abgelöst, die vorher von Menschen aus geführt oder gesteuert wurden. Der permanente Druck, sich ständig an neue Technologien anpassen zu müssen und dem nicht standhalten zu können, gehört ebenfalls in die Kategorie der größten Digitalisierungsängste. Hinzu kommt der soziale Druck, der durch eine immer stärkere Überwachung am Arbeitsplatz entsteht. Zusammengefasst:
● Verlust ihres Arbeitsplatzes
● Verlust bewährter Arbeitsweisen
● Permanenter technologischer Anpassungsdruck
● Überwachung am Arbeitsplatz
Größte Veränderungen im Arbeitsalltag durch Digitalisierung
Flexible Arbeitszeiten, wechselnde und mobile Arbeitsorte sowie ein beschleunigter Informationsaustausch gehören zu den größten Veränderungen, die der Arbeitsalltag durch die Digitalisierung erfährt. Hinzu kommt der Wegfall veralteter Produktionsmethoden und die Zunahme der Automatisierung. Auch das Projektmanagement wird durch die Digitalisierung stark verändert. Das traditionelle Projektmanagement (linear, sequenziell) wird zunehmend obsolet und durch das agile Projektmanagement ersetzt. Agiles Projektmanagement unterteilt das Projekt in kleine, überschaubare Einheiten. Selbstorganisierte Teams arbeiten eigenverantwortlich und passen das Projekt adaptiv sich verändernden Anforderungen an. Kennzeichnend für ein agiles Projektmanagement ist dessen hohe Reaktionsgeschwindigkeit auf sich verändernde Bedingungen.
Gesundheitliche Risiken der Digitalisierung
Stress, Erschöpfung und Schlafstörungen, aber auch Rücken- und Nackenschmerzen oder Sehprobleme können ihre Ursachen in der Digitalisierung haben. Körperliche Fehlhaltungen und fehlende Ergonomie verstärken körperliche Beschwerden. Überhöhter Leistungsdruck, permanente Erreichbarkeit, ein dauerhaft zu hohes Arbeitstempo sowie eine generelle Über- oder Unterforderung können die Mitarbeiter belasten.
Psychologische Gefährdungen bei der Digitalisierung
Psychisch werden Mitarbeiter belastet, wenn die Digitalisierung ihnen das Gefühl (oder die Gewissheit) vermittelt, sie könnten den Anschluss verlieren, mit der Entwicklung nicht Schritt halten oder ihren Arbeitsplatz durch Automatisierung verlieren. Hinzu kommt, dass die virtuelle Zusammenarbeit zur sozialen Isolation und damit zur Vereinsamung führt. Depressionen, Burnout und andere psychische Erkrankungen können die Folge sein.
Umgang mit Angst vor der Digitalisierung für Mitarbeiter
Sich weiterzubilden, die eigenen Kompetenzen erweitern und sich aktiv mit der Digitalisierung zu beschäftigen, ist heute für jeden Mitarbeiter unausweichlich. Dazu gehört ein offener Austausch mit Kollegen und Vorgesetzten. Sorgen und Ängste dürfen keine Tabu-Themen sein. Selbstfürsorge und Achtsamkeit sollten bewusst genutzt werden, um das Selbstwertgefühl zu fördern und die Gemeinschaft zu stärken. Gegenseitige Unterstützung unter den Kollegen ist eine wirksame Methode, um Ängste vor der Digitalisierung einzuhegen.
Umgang mit Angst vor der Digitalisierung für Führungskräfte
Transparenz, eine offene Kommunikation und Vertraulichkeit sind Führungsstile, die Vertrauen schaffen. Schulungen und Weiterbildungen helfen, Mitarbeiter auf die digitalen Herausforderungen effektiv vorzubereiten. Eine positive Fehlerkultur sowie echte Wertschätzung fördern ein gutes Betriebsklima und eine positive Arbeitsumgebung, in der die Digitalisierung nicht als Gefahr, sondern als Chance begriffen wird.
Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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