Einsatz von Ganzkörperkräften und Folgen
... von Heiko Wruck
RATGEBER
Lassahn/gc. Ganzkörperkräfte kommen in vielen Berufen zum Einsatz. Besonders häufig werden sie benutzt bei einfachen körperlichen Tätigkeiten wie Heben, Halten, Ziehen, Tragen, Schieben oder Drücken.
Die zu bewegende Last und die Häufigkeit der Kraftausübung haben einen entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit der mit diesen Tätigkeiten konfrontierten Beschäftigten. Der permanente Einsatz von Ganzkörperkräften kann zu einem erhöhten Verschleiß von Muskeln, Sehnen, Gelenken und Knochen führen.
Was sind Ganzkörperkräfte?
Tätigkeiten, die nicht im Sitzen ausgeführt werden können und einen hohen körperlichen Krafteinsatz erfordern, fallen unter die Belastungsart „Ganzkörperkräfte“. Ein besonderes Merkmal dieser Belastungsgruppe besteht darin, dass große Muskelgruppen (Arme, Rücken, Beine, Füße) gleichzeitig anhaltend belastet werden. Wer schon einmal ein schweres Gewicht gehoben oder vor der Brust gehalten hat, weiß, wie der eigene Körper auf diese Last reagiert hat. Ganzkörperkräfte können bei Überbeanspruchung körperliche Schäden verursachen.
Berufsbeispiele für den Einsatz von Ganzkörperkräften
● Bauarbeiter
● Krankenpfleger und Altenpfleger
● Umzugshelfer und Möbelpacker
● Lagerarbeiter
● Landwirte und Gärtner
● Feuerwehrleute und Rettungssanitäter
● Handwerker (z. B. Maurer, Zimmerer, Schlosser)
● Reinigungskräfte und Hausmeister
● Paketzusteller und Briefträger
● Supermarktmitarbeiter
● Mechaniker
● Wäscher
● Müllwerker und Straßenreiniger
● Forstarbeiter und Holzfäller
● Fischer und Seeleute
● Bergarbeiter und Steinbrucharbeiter
● Dachdecker, Schmiede und Gerüstbauer
● Fleischer und Metzger
● Küchenhilfen und Köche
● Sporttrainer und Fitnesstrainer
● Tänzer und Akrobaten
Welche Körperteile sind am stärksten betroffen?
Rücken (Wirbelsäule), Schultern, Arme (Ellenbogen) und Knie sind besonders von der Überbeanspruchung betroffen. Neben dem Stütz- und Bewegungsapparat kann aber auch das Herz-Kreislauf-System unter der permanenten Überbeanspruchung leiden und geschädigt werden.
Symptome einer Überbeanspruchung
Gelenkschmerzen, Muskelkater, Bewegungseinschränkungen, Ermüdung und Kraftlosigkeit und Bewegungseinschränkungen gehören zu den Symptomen einer Überbeanspruchung. Daneben können auch Herzrasen, Atemnot und Schlafstörungen auftreten.
Folgen einer Überbeanspruchung
Verschleißerscheinungen an den Gelenken und an der Wirbelsäule sowie chronische Schmerzen (Muskeln, Gelenke, Knochen) können eine dauerhafte Überbeanspruchung anzeigen. Auch Bandscheibenvorfälle und Herz-Kreislauf-Erkrankungen können zu den Folgen einer Überbeanspruchung durch den andauernden Einsatz von Ganzkörperkräften gehören.
Prävention einer Überbeanspruchung
Regelmäßige Pausen, ergonomische Arbeitsbedingungen, eine angepasste Arbeitsorganisation und die Nutzung von Hilfsmitteln (Zug-, Halte- und Tragemittel, Exosklette) können helfen, Überbeanspruchungen zu vermeiden. Dabei sollten geschlechtsspezifische Aspekte besonders bewertet werden. Um eine Prävention zu erreichen, müssen zuerst die Gefährdungen am Arbeitsplatz erkannt werden. Hierfür ist eine Gefährdungsbeurteilung für Arbeitgeber zwingend vorgeschrieben. Dabei kann die sogenannte Leitmerkmalmethode zur Anwendung kommen.
Was ist die Leitmerkmalmethode?
Mittels der Leitmerkmalmethode können speziell körperliche Belastungen am Arbeitsplatz ermittelt werden. Kraftaufwand, Haltung und Belastungsdauer werden hier besonders genau erfasst und beurteilt. „Derzeit existieren sechs Leitmerkmalmethoden für die physischen Belastungsarten ,manuelles Heben, Halten und Tragen von Lasten' (LMM-HHT), ,manuelles Ziehen und Schieben von Lasten' (LMM-ZS), ,manuelle Arbeitsprozesse' (LMM-MA), ,Ausübung von Ganzkörperkräften' (LMM-GK), ,Körperfortbewegung' (LMM-KB) und ,Körperzwangshaltungen' (LMM-KH)“, ist auf Wikipedia zu erfahren.
Inhalte einer Gefährdungsbeurteilung mit der Leitmerkmalmethode
Bei einer Gefährdungsbeurteilung mit der Leitmerkmalmethode werden die Belastungen anhand von definierten Leitmerkmalen bewertet. Dabei werden auch die Arbeitsumgebung, die Arbeitsorganisation und die persönlichen Fähigkeiten der Beschäftigten sowie geschlechtsspezifische Aspekte berücksichtigt.
Aspekte der Gefährdungsbeurteilung mit Leitmerkmalmethode „Heben, Halten und Tragen“:
● manuelles Heben, Halten und Tragen von Lasten
● manuelles Ziehen und Schieben von Lasten
● manuelle Arbeitsprozesse
● Ausübung von Ganzkörperkräften
● Körperfortbewegung
● Körperzwangshaltungen
Methodisch werden im ersten Schritt die vier Leitmerkmale erfasst:
● Zeitdauer/Häufigkeit
● Lastgewicht
● Körperhaltung
● Ausführungsbedingungen
Anschließend erfolgen die Bewertung jeder Teiltätigkeit, die Wichtungen der Leitmerkmale und die Zeit-Wichtung.
Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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