Von 143 Jahren waren 71 Trocken- oder Dürrejahre
... von Heiko Wruck
BERICHT
Lassahn/gc. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 war das Jahr 2002 mit einer Niederschlagshöhe von 1.018 mm das niederschlagsreichste in Deutschland. 1959 war mit 551 mm das trockenste.
Der Mittelwert der 15 Dekaden seit 1881 liegt bei 7.348 mm. Wird die 15. Dekade (2021 - 2023) aus dieser Berechnung herausgenommen, ergibt sich ein Mittelwert von 7.187 mm Niederschlagshöhe für die verbleibenden 14 Dekaden. Von 1881 - 2020 lagen alle Niederschlagshöhen über dem Mittelwert. Daraus zu schließen, dass es in Deutschland weder große Trockenheiten noch Dürren gegeben hätte, ist verfrüht. Der Teufel steckt im Detail. Der Langzeitmittelwert aller Einzeljahre von 1881 - 2023 liegt bei 770 mm. Davon ausgehend waren von den 143 Jahren 71 trockene Jahre.
Die längsten Durststrecken erlebte Deutschland von 1881 - 1893; von 1897 - 1904; von 1917 - 1921; von 1932 - 1934; von 1946 - 1949; von 1962 - 1964; von 1971 - 1973; von 2014 - 2016; sowie von 2018 - 2020. Aber auch zwischen diesen Trockenperioden finden sich zahlreiche Zweierpaarungen und einzelne Trockenjahre. Die Trockenzeiten haben sich verkürzt. Die Datenerfassung beginnt mit 11 Trockenjahren (1881 - 1893). 1882 war das einzige Jahr dieser Trockenperiode, das nur knapp über dem Mittelwert lag. Die Verschnaufpause bis zur nächsten Trockenstrecke währte nur kurz: 1884 und 1886 lagen knapp über dem Mittelwert, aber das Jahr 1885 lag leicht darunter. 1897 begann die nächste lange Trockenheit. Sie dauerte acht Jahre bis 1904. Die folgende Trockenphase dauerte fünf Jahre (1917 - 1921). 1946 begann eine vierjährige Trockenphase. Die nächste Durststrecke ging über sechs Jahre von 1971 - 1976. Sie wurde 1974 unterbrochen. Nach 1976 blieben die Trockenjahre in einem moderaten Umfang. Das Trockenjahr 1997 brachte die Oderflut-Katastrophe. 2002 kam ein katastrophales Elbhochwasser. Vier Jahre später folgte im Trockenjahr 2006 erneut ein Elbhochwasser.
2011 begann eine zwölfjährige Durststrecke bis 2022. Diese Trockenjahre wurden dreimal unterbrochen: 2013; 2017 und 2021 (Ahrtal-Katastrophe). Beim bislang letzten Elbhochwasser 2013 lagen die Niederschlagsmengen nur geringfügig über dem Mittelwert der Zeitreihe. 2023 hatte kräftige Niederschläge gebracht.
Wo genau die Trockenheit aufhört und die Dürre beginnt, ist nicht klar definiert. Die Meteorologische Dürre (unterdurchschnittliche Niederschläge über einen längeren Zeitraum) und die Hydrologische Dürre (wenn die Wasserstände der Gewässer unter einen Normalwert und die Wasserreserven unter den statistischen Durchschnitt fallen) sind die häufigsten. Die Hydrologische Dürre ist eine Folge der Meteorologischen Dürre. Daneben gibt es die Landwirtschaftliche Dürre sowie die Sozio-ökonomische Dürre. Die Landwirtschaftliche Dürre ist ein Zustand der Bodentrockenheit, bei dem der Wassermangel die Wurzelschicht des Bodenprofils dominiert. Ursachen: zu wenige Niederschläge über lange Zeit, absinkende Grundwasserspiegel durch zu hohe Entnahmen. Die Sozio-ökonomische Dürre tritt ein, wenn der Wassermangel Warentransportketten oder die Energieversorgung beeinträchtigt.
Eine Besonderheit ist die Winterdürre, wenn die Frosttrocknis bei höheren Pflanzen Wassermangel verursacht. Der entsteht, wenn Pflanzen durch Transpiration Wasser verlieren, aber durch Eisbildung in gefrorenen Böden kein Wasser aufnehmen können.
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