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Donnerstag, 26. Dezember 2024

Mythos oder Mogelei?

Tempolimit auf der Autobahn
... von Heiko Wruck
BERICHT

Als PDF lesen. Lassahn/gc. Das Tempolimit auf deutschen Autobahnen spaltet die Gemüter. Ein Argument ist die Verkehrssicherheit. Jedoch werden die Unfall-Geschwindigkeiten gar nicht statistisch ermittelt.

Festgehalten wird als Unfallursache lediglich eine überhöhte Geschwindigkeit. Eine überhöhte Geschwindigkeit liegt aber auch vor, wenn man in einer 30-Zone 40 kmh fährt oder bei erlaubten 120 mit 130 kmh unterwegs ist. Die Geister entzünden sich jedoch nicht an solchen Geschwindigkeitsvorgaben. Erst ab 200 kmh wird die Debatte rasant.

Eine bessere Aussage als vage Geschwindigkeitsübertretungen liefern die absoluten Zahlen der Unfallorte. Klar ist: 88,53 Prozent aller Straßenverkehrstoten zwischen 2020 und 2023 kamen auf Landstraßen (57,92 Prozent) und innerorts (30,61 Prozent) zu Tode. Bei lediglich 11,47 Prozent war die Autobahn die Todesstraße. Dieser Prozentsatz dürfte sich nochmals erheblich verringern, bedenkt man, dass die meisten Unfälle sich bei einem Tempo unter 200 kmh ereignen. Wie viele Todesopfer zu beklagen waren, die einem Geschwindigkeitsunfall ab 200 kmh und höher erlegen waren, lässt sich nicht feststellen. Deren Anzahl dürfte sich in homöopathischen Bereichen bewegen.

Nur die wenigsten Fahrzeuge schaffen technisch überhaupt 200 kmh und mehr. Und von denen, die das können, werden längst auch nicht alle mit diesen Geschwindigkeiten bewegt. Das Alter der Fahrer, deren körperliche und geistige Verfasstheit sowie Witterung, Straßenzustand und Verkehrsdichte sowie weitere äußere Umstände lassen die Anzahl der Schnellfahrer nochmals deutlich sinken. Ab wann also soll ein Tempolimit gelten: ab 150; 130; 120; 100 oder besser bereits ab 90 kmh?

Autobahnen sind Schnellverkehrswege. Sie wurden dafür gebaut, möglichst schnell und sicher zu reisen. Dafür sind die baulichen Voraussetzungen vorhanden. Fahrzeuge, die Höchstgeschwindigkeiten erreichen, sind technisch perfekt. Bleibt der Mensch als Fehlerquelle. Wer, ohne sich umzuschauen, von der rechten auf die linke Spur wechselt oder sogar vorsätzlich den Überholverkehr schneidet, hat kein Geschwindigkeitsproblem. Sein Problem liegt (wie beim bedenkenlosen Raser) eher in der Fahrlässigkeit, der Selbstüberschätzung, in der Missgunst, im Egoismus oder in wirklich blanker Dummheit. Dagegen hilft auch kein Tempolimit. Das gilt auch für die CO₂-Einsparung, den Reifenabrieb und den Ressourcenverbrauch.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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