von Heiko Wruck
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Glosse
Junge Menschen haben es heute schwerer als ihre Eltern, eine Lehrstelle
oder gar einen Beruf zu finden. In Sachen Berufswahl warnten einst die
Mütter: „Liebe macht blind, mein Kind!“ „Onanieren zerstört dein Hirn“,
warnten besorgte Väter. Klar, dass fast jeder junge Mensch Optiker oder
Altenpfleger werden wollte. Heute ist die Argumentationslage
weitläufiger. Allein durch die Globalisierung entstehen beinahe jeden
Tag neue Jobangebote.
Studiere ich erst 8 Semester Medizin, ehe ich den
Taxischein mache oder gehe ich gleich zu Burger King? Auch
sprachausgebildete Chemiker und Biologen haben heute gute Chancen.
Immerhin bedeutet ja Globalisierung auch, dass deutsche Truppen per
UN-Auftrag in irgendeinem Schurkenstaat irgendwo auf der Erde Bio- und
Chemiewaffen aus deutscher Produktion finden könnten. Da braucht man
auch als Deutscher gute Bio-, Chemie- und Fremdsprachenkenntnisse.
Manchmal vermisse ich die alten Zeiten. Da gab’s noch Gut und Böse, klar
definierte Spielregeln, und man bekam ordentlich was auf die Fresse,
wenn man gegen den Staat opponierte (übrigens hüben wie drüben). Damals
war noch ein Neger einfach nur ein Neger, der entweder in Deutschland
bunt kostümiert auf einer Jahrmarktsbühne auftreten oder in Afrika
verhungern durfte. Wen hat das interessiert? Eine Türkin durfte noch mit
Kopftuch eine Schule betreten, um ihren Putzjob zu erledigen. Heute
will sie kopfbetuchte Lehrerin sein, und der Neger ist jetzt (politisch
korrekt) ein vollpigmentierter Ortsfremder. Ehrlich, hier ist etwas im
Argen!
Doch spätestens seit aus einem steinewerfenden Randalierer ein
Außenminister werden kann, ist Schluss mit Lustig. Sogar Nazi darf man
sein: unbestraft und hochgeachtet, wählbar (und früher oder später auch
koalitionsfähig). Vielleicht bin ich mit 44 auch schon zu alt, um
die aktuellen Entwicklungen in den richtigen Zusammenhängen zu sehen.
Mit dem Überwachungsstaat a la Schäuble kommt nun auch die Stasi zurück,
und kein (einstiger) Bürgerrechtler ruft zur Montagsdemo auf. Verstehe
das, wer will. heiko@wruck.org