von Heiko Wruck
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Glosse
Wer die Kultur fördert, schädigt vorsätzlich die Gemeinschaft. Wir haben
wirklich wichtigere Dinge zu erledigen, als ein Staatstheater, das
Staatliche Museum, den Zoo, die Sport- und Kongresshalle oder all die
vielen Nachbarschaftstreffs, Jugendzentren, Begegnungsstätten,
Heimatstuben, Sportvereine und weiß der Fuchs, was noch zu erhalten. Da
gibt es einen Zusammenhang, der nirgends offen angesprochen wird.
Jeder,
der nicht einer bestimmten Kultur oder wenigstens einer klar
definierten Kulturgruppe angehört, wird automatisch ausgegrenzt. Ein
geradezu ambivalentes Verhältnis haben wir zu jenen, die man als
Kulturkonvertiten bezeichnen könnte. Die kommen zwar aus der einer
Kultur, sind aber Sympathiesanten oder fanatische Anhänger der anderen
Kultur. Ambivalent deswegen, weil zwar der Verrat, jedoch nicht der
Verräter geliebt wird. Damit ist klar: die Kultur an sich ist die
Grundlage der Fremdenfeindlichkeit. Heute ist es jedoch nicht mehr
modern, Fremdenfeindlichkeit zu propagieren, geschweige zu finanzieren
oder anderweitig zu fördern. Da ist es doch mehr als verständlich, wenn
Bund, Länder und Kommunen kein weiteres Geld in die Kulturförderung
stecken wollen. Nicht, weil die Kultur zu teuer wäre. Nein, weil wir
endlich etwas gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung tun müssen.
Schließt die öffentlichen Büchereien. Macht die botanischen Gärten
dicht. Reißt die denkmalgeschützten Gebäude nieder. Tötet das
Petermännchen, Räuber Vieting, Kuddeldaddeldu und Käpt’n Brass! Und erst
diese widerlichen Volkshochschulen, Kreismusikschulen – Schulen
überhaupt! Das muss alles ratzekahl weg.
Welchen Sinn kann es haben,
Lehrer zu bezahlen, wenn es Taschenrechner und Internet, Musik-CDs,
Film-DVDs und MP3s gibt? Es genügt also völlig, jedem ein paar
technische Geräte zu finanzieren, dann kann jeder sich die eigenen
geistigen Grundlagen schaffen, die ihn in die Lage versetzen,
bespielsweise am „Perfekten Dinner“ oder an einer beliebigen Rateshow
teilzunehmen – und allein das ist es, was Menschen verbindet. Also
lassen wir endlich den Quatsch mit der Kulturförderung. heiko@wruck.org