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Dienstag, 7. Februar 2012

Kreis in Bewegung

Gespräch mit Landrat Rolf Christiansen
von Heiko Wruck
Gespräch
Parchim/gc. Mit der Schaffung des Landkreises Ludwigslust-Parchim am 4. September 2011 nahm die Verschmelzung der Altkreise Parchim und Ludwigslust mit vielen Herausforderungen konkrete Züge an. Ein Gespräch mit Landrat Rolf Christiansen.

»Von den über 1.200 Mitarbeitern sind etwa 600 direkt vom Umzugsgeschehen betroffen. Einige Mitarbeiter wechseln von Ludwigslust nach Parchim und umgekehrt. Die Fachdienste werden an beiden Standorten konzentriert. Unterschiedliche Computerarchitekturen müssen harmonisiert, Programm-Schnittstellen geschaffen werden. Personalumsetzungen werden erfolgen. Alles bei laufendem Betrieb.«

Eine wichtige Frage ist, wie der neue Kreis mit den Schulden des Altkreises Parchim umgeht – besonders vor dem Hintergrund wiederentdeckter finanzieller Altlasten für den Parchimer Airport.
»Die Finanzlage beider Altkreise erklärt sich aus ihren unterschiedlichen Wirtschaftsdaten heraus. Ludwigslust hatte eine Steuereinnahmekraft pro Einwohner und Jahr in Höhe von rund 507 Euro. Im Altkreis Parchim waren es 400 Euro bei weniger Einwohnern. Die gemeinsame Verantwortung hierfür wird sich in der Kreisumlage zeigen.«

Die künftige Kreisumlage wird sich zwischen 41 und unter 46 Prozent bewegen. In diesem Jahr wird der Landkreis etwa 6 Millionen Euro weniger Schlüsselzuweisungen vom Land erhalten. Die Schuldenlast wird pro Einwohner bei 455 Euro liegen.
»Ziel ist, neue Schulden zu verhindern und den Abbau von Krediten konsequent fortzusetzen. Es gilt, zusammen mit den kreislichen Gremien die finanzielle Ausgangslage zu analysieren und daraus die richtigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Dazu gehört ebenso eine Versachlichung der Diskussion zum Flughafen Parchim. Das erfordert eine transparente Darstellung des Zahlenwerks, wie kürzlich im Haushalts- und Finanzausschuss des Kreistages geschehen.«

Die Identifizierung der Bürger mit dem neuen Landkreis ist wichtig.
»Nicht bedeutend ist, wo ein Fachdienst der Kreisverwaltung sitzt, sondern dass die Bürger in Wohnortnähe Zugang zu allen Leistungen der Kreisverwaltung haben. Der Altkreis Ludwigslust  hatte dafür als landesweit einziger Bürgerbüros in der Fläche eingerichtet. Diese wollen wir in Abstimmung mit Ämtern und Kommunen auch im Altkreis Parchim organisieren. Ein erster Interessent dafür ist Sternberg. Es bedarf hierfür des Ausbaus des Breitbandnetzes und die Mitarbeiter müssen ein halbes Jahr lang geschult werden.«

Mancher tut sich schwer mit dem Kreisnamen und den  künftigen Kfz-Kennzeichen.
»Vom 4. September 2011 an gerechnet kann der Landkreis per Gesetz nicht innerhalb von zwei Jahren seinen Namen ändern. In dieser Zeit wäre das nur mit einem Bürgerentscheid möglich, für den mindestens 4.000 Unterschriften von Wahlberechtigten benötigt werden. Damit würden zusätzliche Kosten von rund 150.000 Euro entstehen. Was die Kfz-Kennzeichen angeht, es besteht kein Zwang zur Eile. Gegenwärtig werden noch die Buchstabenkombinationen PCH und LWL ausgegeben. Sollte in diesem Jahr der Bundesrat die  alten Kennzeichen von vor 1994 wieder ermöglichen, werden wir das beim Land beantragen.«

Kontakt:
Heiko@Wruck.org
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