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Mittwoch, 14. März 2012

In letzter Sekunde

Verschollenes Singspiel vor dem Reißwolf gerettet
Redaktion: Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar
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Pressemitteilung
Weimar/gc. Die umfangreiche Notenhandschrift war auf dem Sortierband einer Thüringer Recycling-Firma wenige Meter vor dem Reißwolf herausgezogen worden:

Das Hochschularchiv der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar – zugleich Thüringisches Landesmusikarchiv – erhielt Ende des vergangenen Jahres  als großzügige Schenkung eine Notenhandschrift aus dem 18. Jahrhundert. Sie enthält auf fast 140 Seiten einen vollständigen Klavierauszug des deutschen Singspiels „Das Orakel“ von Johann Adam Hiller (1728-1804, Text: Christian Fürchtegott Gellert). Am Vormittag des 12. März 2012 ist das Singspiel den Medien präsentiert worden.

Archivleiter Dr. Christoph Meixner dankt ausdrücklich den aufmerksamen Mitarbeitern, dass dieses Stück der Musikgeschichte nun nicht endgültig verloren ging, sondern im Hochschularchiv Thüringischen Landesmusikarchiv Weimar unter bestmöglichen klimatischen und sicherheitstechnischen Bedingungen der Nachwelt erhalten bleibt und künftig der Forschung zur Verfügung gestellt werden kann – vielleicht auch einmal für eine Aufführung in Weimar. Leider ist unbekannt, woher diese Handschrift genau stammt und auf welchen Wegen sie bis kurz vor den Reißwolf gelangte.

Das 1753 entstandene Frühwerk des zu Lebzeiten hochberühmten Musikschriftstellers, Komponisten und Leipziger Thomaskantors Hiller galt bislang in der Fachwelt als verschollen. Mit seinen späteren Singspielen (u.a. „Die Jagd“, in Weimar 1770 uraufgeführt) feierte Hiller große Erfolge und wurde damit zum Wegbereiter der deutschsprachigen Singspieltradition. Auch als Musikschriftsteller hat er das Musik- und Theaterleben in Deutschland in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts maßgeblich geprägt.

Das nun wiedergefundene zweiaktige Stück erzählt von einer mächtigen Zauberin, deren Sohn gerade die Liebe zu entdecken beginnt. Ein Orakel hatte ihr angeblich geweissagt, dass er sein größtes Glück – eine Prinzessin – nur finden könne, wenn er sich dieser gegenüber als taub, stumm und gefühllos zeige. Ein Mädchen, das die Zauberin viele Jahre zuvor entführt und ebenfalls im Schloss in der Umgebung von Maschinenwesen aufgezogen hat, ist „zufälligerweise“ die Tochter eines benachbarten Fürsten.

Der Zauberin gelingt es das Mädchen zu überzeugen, dass alle Männer nur Maschinen seien, ohne Vernunft und Verstand. Der junge Sohn wird dem Mädchen gleich einem Roboter übergeben, das ihn wie einen dressierten Hund vorführt. Doch das Ende der Geschichte: die Prinzessin erkennt, dass auch Männer Wesen aus Fleisch und Blut und voll Wärme sind. Beide finden in Liebe zu einander und der Orakelspruch hat sich somit erfüllt.

Aussender:
Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar
Presseabteilung
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99406 Weimar
Jan Kreyßig
Pressesprecher
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