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Mittwoch, 26. Dezember 2012

EU27: BIP pro Kopf in 2011

Bis zu sechsfache Unterschiede
Redaktion: Eurostat
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Pressemitteilung
Luxemburg/gc. Im Jahr 2011 betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in Luxemburg (1), ausgedrückt in Kaufkraftstandards (2) (KKS), mehr als zweieinhalbmal so viel wie der Durchschnitt der 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU27).


Die Niederlande, Irland, Österreich, Schweden, Dänemark und Deutschland lagen zwischen 20 Prozent und 30 Prozent über dem EU27-Durchschnitt, während Belgien und Finnland zwischen 10 Prozent und 20 Prozent über dem Durchschnitt lagen. 

Das Vereinigte Königreich und Frankreich verzeichneten ein BIP pro Kopf von nahezu 10 Prozent über dem EU27-Durchschnitt, während Italien und Spanien ungefähr dem Durchschnitt entsprachen.

Zypern lag ungefähr 5 Prozent unter dem EU27-Durchschnitt, während Malta, Slowenien und die Tschechische Republik zwischen 15 Prozent und 20 Prozent unter dem Durchschnitt lagen. Griechenland, Portugal und die Slowakei  lagen zwischen 20 Prozent und 30 Prozent unter dem Durchschnitt, während Estland, Litauen, Ungarn und Polen ungefähr ein Drittel darunter lagen. Lettland lag etwas mehr als 40 Prozent darunter, während Rumänien und Bulgarien zwischen 50 Prozent und 55 Prozent unter dem Durchschnitt lagen.

Diese Daten für 2011, 2010 und 2009, die von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, veröffentlicht werden (3), basieren auf revidierten (4) Kaufkraftparitäten und den aktuellsten BIP- und Bevölkerungsangaben. Sie umfassen die 27 EU-Mitgliedstaaten, drei EFTA-Staaten, das Beitrittsland, vier Kandidatenländer und zwei potenzielle Kandidatenländer.

Der tatsächliche Individualverbrauch pro Kopf in den Mitgliedstaaten reichte von 45 Prozent bis 140 Prozent des EU27-Durchschnitts im Jahr 2011.

Während das BIP pro Kopf hauptsächlich ein Indikator ist, der das Niveau der wirtschaftlichen Aktivität widerspiegelt, ist der Tatsächliche Individualverbrauch (TIV) pro Kopf (5) ein alternativer Indikator, der besser geeignet ist den materiellen Wohlstand von Haushalten darzustellen.

Im Allgemeinen sind die Niveaus des TIV homogener als die des BIP, dennoch gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten. Im Jahr 2011 lag der TIV pro Kopf, ausgedrückt in KKS, zwischen 40 Prozent über dem EU27-Durchschnitt in Luxemburg und 55 Prozent unter dem Durchschnitt in Bulgarien.
1.
Das BIP pro Kopf in Luxemburg ist unter anderem wegen des großen Anteils von Grenzgängern an der Gesamtbeschäftigung hoch. Trotz ihres Beitrags zum BIP werden Grenzgänger nicht als Teil der Wohnbevölkerung, die zur Berechnung des BIP pro Kopf herangezogen wird, berücksichtigt. Zum Vergleich: Das Bruttonationaleinkommen pro Kopf in Luxemburg liegt bei ungefähr 196 Prozent des EU-Durchschnitts.

2.
Der KKS (Kaufkraftstandard) ist eine Kunstwährungseinheit, die Unterschiede zwischen den Preisniveaus verschiedener Länder ausgleicht. Ein KKS erlaubt also die Anschaffung des gleichen Volumens von Gütern und Dienstleistungen in allen Ländern. Diese Einheit ermöglicht daher aussagekräftige Volumenvergleiche der Wirtschaftsindikatoren verschiedener Länder. Aggregate in KKS werden berechnet, indem sie in laufenden Preisen und nationaler Währung durch die zugehörige Kaufkraftparität (KKP) dividiert werden. Der Grad an Unsicherheit, der mit den zu Grunde liegenden Preis- und VGR-Daten und den Methoden zur Berechnung der KKP verbunden ist, bedingt, dass Unterschiede zwischen Ländern mit Indexwerten innerhalb einer engen Spanne nicht überinterpretiert werden dürfen.

3.
Eurostat, Statistik in Focus, 47/2012, „Substantial cross-European differences in GDP per capita“. Die Veröffentlichung im PDF-Format ist kostenlos über die Webseite von Eurostat erhältlich. Nur in englischer Sprache verfügbar.

4.
Nach dem regulären Veröffentlichungskalender werden für jedes Jahr vier Schätzungen der Kaufkraftparitäten veröffentlicht. Für 2011 wurde die erste, auf Projektionen beruhende Schätzung in der Pressemitteilung 97/2012 vom 20. Juni 2012 veröffentlicht. Diese Pressemitteilung legt die zweite Schätzung vor. Die Zahlen für 2011 werden im Dezember 2013 erneut revidiert werden und im Jahr 2014 abgeschlossen sein.

5.
Indikatoren, die die Situation der Haushalte unmittelbar erfassen, sind besser als das BIP dazu geeignet den Wohlstand darzustellen. Das Niveau des Verbrauchs pro Kopf ist einer dieser Indikatoren. In den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen beziehen sich die Konsumausgaben der privaten Haushalte (KPH) auf die Ausgaben für Güter und Dienstleistungen, die von den Haushalten erworben und bezahlt werden. Der Tatsächliche Individualverbrauch (TIV) besteht andererseits aus Gütern und Dienstleistungen, die tatsächlich vom Haushalt konsumiert werden, unabhängig davon, ob diese Güter und Dienstleistungen von Haushalten, vom Staat oder gemeinnützigen Organisationen  erworben und bezahlt wurden. Bei internationalen Volumenvergleichen des Verbrauchs, wird TIV oftmals als bevorzugtes Maß angesehen, da es nicht von der Tatsache beeinflusst wird, dass die Regelung bestimmter wichtiger Dienstleistungen, die von den Haushalten konsumiert werden (wie z.B. Gesundheits- und Bildungsdienstleistungen), sich deutlich zwischen den Ländern unterscheidet. Beispielsweise wenn die Kosten für Zahnarztdienstleistungen in einem Land vom Staat übernommen werden und in einem anderen Land von den Haushalten selber, würde ein internationaler Vergleich mittels KPH nicht Gleiches mit Gleichem messen, während dies bei einem Vergleich unter Verwendung des TIV der Fall wäre. Die Verwendung des TIV als Wohlstandmaß wird als einer der Empfehlungen des Stiglitz-Sen-Fitoussi aufgeführt.

6.
Zum Euroraum (ER17) gehören Belgien, Deutschland, Estland, Irland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Italien, Zypern, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Österreich, Portugal, Slowenien, die Slowakei und Finnland.

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