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Montag, 17. Juni 2013

Zwischen allen Wassern

Deichläufer sind die Ersten, die Gefahren erkennen
von Heiko Wruck

REPORTAGE
Boizenburg/gc. „Verdammte Mücken.“ Im Kegel der Taschenlampe zeigt sich Treibgut. Enrico Kahl (29) greift seinen Bootshaken. Er zieht einen Ast aus der Elbe.
Wolfgang Kotzwau (58) hilft ihm, das Gehölz über den Deich zu hieven. Christian Rose (25) beleuchtet die Arbeit. Die drei Boizenburger Feuerwehrmänner gehören zu den über 60 Deichläufern, die an Sude und Elbe bei Boizenburg Dienst tun. 

Hochwasser: Die Elbe hat sich bis zum Horizont in einen See verwandelt. Die Sude hat sich auf das Vierfache ausgedehnt. Beide Flüsse sind nur durch einen schmalen Strich getrennt: den Deich. Seit 18 Uhr sind sie am Wasser. Um 24 Uhr ist Schluss. Dann folgen drei Stunden Bereitschaft. Anschließend Ruhezeit. Zu Hause müssen die Karnickel gefüttert und familäre Dinge geregelt werden, dann schlafen und pünktlich zur nächsten Wache da sein. So geht das seit einer Woche.

Der Pegel sinkt, die Nacht ist windstill, warm und trocken. Wenn nicht noch Regen kommt, wird alles gut. „Das Durchweichen der Deiche ist so eine Sache. Wenn das Wasser zu lange steht und auf die Dämme drückt, kann es kritisch werden“, erklärt Christian Rose. 

Sein Arbeitgeber in Hamburg hat ihn für den Hochwasserdienst freigestellt. Auch seine beiden Kollegen wurden von ihren Unternehmen abgestellt. Den Arbeitsausfall zahlt die Stadt.

Christian Rose ist zwar der Jüngste in diesem Trio, aber dafür hat ihn seine Zugehörigkeit zur Feuerwehr bereits bis nach Abu Dhabi geführt. Die Scheichs in Dubai hatten für ein Jahr deutsches Know How geordert, um ihre Berufsfeuerwehr auf Vordermann zu bringen. Er bewarb sich, wurde ebenfalls von seiner Firma freigestellt und leistete für ein Jahr als Ausbilder und Zugführer Dienst in Abu Dhabi. „Das war 2012/’13. Eine spannende Sache und eine wichtige Erfahrung“, resümiert er. Die drei Männer freuen sich über den Zuspruch der Boizenburger. „Die versorgen uns mit Essen und Trinken und zeigen uns, dass sie hinter uns stehen. Das ist klasse.“

Bildunterschrift 1:
Enrico Kahl, Christian Rose und Wolfgang Kotzwau hatten am vergangenen Mittwoch, 12. Juni 2013, bis 24 Uhr die Deichwache an der Elbe bei Boizenburg. Begonnen hatten sie alle einst bei der Jugendfeuerwehr in Boizenburg: das war 1968, 1993 und 2002. Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 2:
Peter Schneider, Boizenburger Feuerwehr, bringt Lampen über die geflutete Sudebrücke. Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 3:
Eine Aufgabe der Deichwacht ist es, Treibgut zu bergen. Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 4:
Die Sudebrücke bei Gothmann steht bis ans Geländer unter Wasser. Foto: Heiko Wruck

Kontakt:
heiko@wruck.org
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