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Dienstag, 27. Mai 2014

Rückkehr unerwünscht

Längere Schulzeit abgelehnt
Redaktion: Hamburger Schulbehörde
PRESSEMITTEILUNG
Hamburg/gc. 87 Prozent der Hamburger Gymnasien lehnen eine Rückkehr zu einer längeren Schulzeit bis zum Abitur (G9) ab. Nur 11 Prozent sind für eine Rückkehr zu G9.


Das ist das Ergebnis einer Befragung aller Schulkonferenzen der Hamburger Gymnasien. Schulsenator Ties Rabe hatte die Befragung der Schulkonferenzen angeregt, weil eine Volksinitiative zurzeit die Rückkehr zu G9 an allen 60 staatlichen und 11 privaten Hamburger Gymnasien verlangt.

Senator Rabe: „Wir treffen keine Entscheidung über die Köpfe der Betroffenen hinweg. Deshalb haben wir die betroffenen Eltern-, Schüler- und Lehrervertreter in den Schulkonferenzen aller Hamburger Gymnasien um ein Meinungsbild gebeten. Dieses Meinungsbild ist ungewöhnlich klar und deutlich ausgefallen. Eltern- Lehrer- und Schülervertreter wünschen sich Ruhe an den Gymnasien und lehnen eine Rückkehr zu G9 mit übergroßer Mehrheit ab. Nach den Diskussionen der vergangenen Monate hatte ich ein so deutliches Meinungsbild der Betroffenen nicht erwartet. Vor dem Hintergrund dieses Ergebnisses gibt es zurzeit keinen Anlass, die Hamburger Schulstruktur zu verändern und G9 an den Gymnasien wieder einzuführen. Wir bieten jetzt der Initiative an, in gemeinsamen Gesprächen die zahlreichen Rückmeldungen und Empfehlungen der Schulkonferenzen gemeinsam auszuwerten.“

Insgesamt haben 60 staatliche Gymnasien (sowie weitere 3 Abendgymnasien der  Erwachsenenbildung) Schulkonferenzen einberufen, um ein Meinungsbild über eine mögliche Rückkehr zu G9 an den Gymnasien abzugeben. 53 Schulkonferenzen haben ein Meinungsbild abgegeben, Sieben Schulkonferenzen haben sich aus unterschiedlichen Gründen entschieden, kein Meinungsbild abzugeben. Sechsundvierzig Schulkonferenzen (87 Prozent) lehnen eine Rückkehr zu G9 ab, sechs Schulkonferenzen (11 Prozent) wünschen sich eine Rückkehr zu G9, in einer Schulkonferenz (2 Prozent) ergab die Abstimmung ein Patt.

Die Schulen haben darüber hinaus auch die einzelnen Abstimmungsergebnisse genau festgehalten. Demnach beteiligten sich 841 Schulkonferenzvertreter an den Diskussionen, 743 stimmten anschließend ab. Davon stimmten 568 (76 Prozent) gegen eine Einführung des G9-Abiturs an den Hamburger Gymnasien, 121 (16 Prozent) stimmten dafür und 54 (7 Prozent) enthielten sich der Stimme. Vor der Abstimmung in den Schulkonferenzen hatten fast alle Eltern-, Schüler- und Lehrervertreter Versammlungen der Eltern- und Schülerräte sowie der Lehrerkonferenzen einberufen und dort ein Meinungsbild erstellt. Zusätzlich fanden an vielen Gymnasien Elternvollversammlungen, Elternbefragungen oder Podiumsdiskussionen statt.

Rabe betonte, dass es sich um Meinungsbild handelt, das ein mögliches Volksbegehren oder einen Volksentscheid nicht ersetzen kann und soll. Rabe: „Dennoch sollten alle Beteiligten dieses Meinungsbild sehr ernst nehmen. Denn die Schulkonferenzen der Gymnasien setzen sich zu gleichen Teilen aus Vertretern der Eltern, Schüler und Lehrer sowie je einem Vertreter der Schulleitung und des nichtpädagogischen Schulpersonals zusammen und sind mit ihren 11 bis 17 Mitgliedern das höchste und wichtigste Beschlussgremium einer jeden Schule mit umfassenden Rechten und Pflichten. Ich freue mich darüber, dass sich alle Schulkonferenzmitglieder sehr sorgfältig über die Argumente aller Seiten informiert haben, engagiert diskutiert und entschieden haben. Vor der Entscheidung der Schulkonferenz wurden zudem in fast allen Gymnasien Elternratssitzungen, Schülerratssitzungen und Lehrerkonferenzen einberufen, um das Meinungsbild vorzubereiten und die Basis zu beteiligen.“

Die Entscheidungen der Schulkonferenzen wurden sorgfältig protokolliert. Viele Schulen haben darüber hinaus Wünsche, Kommentare und Anregungen für die Hamburger Schulpolitik formuliert. Die Beschlüsse sowie die weiteren Stellungnahmen der Schulkonferenzen sollen im Internet für jeden einsehbar veröffentlicht werden.

Parallel zu der Befragung hat die Schulbehörde ein Postfach eingerichtet, um allen Bürgern sowie den schulischen Gremien anderer Schulformen eine Rückmeldung zur Frage, ob Hamburgs Gymnasien zu G9 zurückkehren sollen, zu ermöglichen. Die bisher deutlich über 600 Rückmeldungen werden ab Montag ausgewertet und in der nächsten Woche vorgestellt.

Parallel zu den Entscheidungen der Schulkonferenzen haben viele weitere schulische Gremien und Verbände die Frage aufgegriffen und sich positioniert. Unter anderem lehnten Hamburgs Elternkammer, Hamburgs Schülerkammer und Hamburgs Lehrerkammer sowie der Landesschulbeirat und beide Lehrergewerkschaften eine Rückkehr zu G9 an den Gymnasien ab. In einer Expertenanhörung im Schulausschuss stellte sich auch Prof. Dr. Matthias von Saldern, Leuphana-Universität Lüneburg, gegen eine Rückkehr zu G9 an den Hamburger Gymnasien, obwohl gerade von ihm eine Positionierung pro G9 erwartet worden war.

Aussender:
Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung
Peter Albrecht
Pressesprecher
Tel.: 040-4 28 63 2003
peter.albrecht@bsb.hamburg.de
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