Globaler Militarisierungsindex 2014
Redaktion: BICC
PRESSEMITTEILUNG
Bonn/gc. Nach dem Globalen Militarisierungsindex (GMI) 2014 des BICC (Internationales Konversionszentrum Bonn) sind Israel, Singapur, Armenien, Syrien, Russland, Zypern, Südkorea, Jordanien, Griechenland und Aserbaidschan (Reihenfolge 1 bis 10) die Länder mit den höchsten Militarisierungsgraden weltweit.
Die Experten des BICC verweisen auf die umfassenden Rüstungsbeschaffungen dort. Der Nahe und Mittlere Osten bleibt weltweit die höchst militarisierte Region. Erstmals befinden sich fünf Staaten aus Europa unter den Top 10.
Naher und Mittlerer Osten
„In Bezug auf seine Militarisierung ist der Nahe und Mittlere Osten weiterhin weltweit ein Brennpunkt“, unterstreicht Jan Grebe, Autor des GMI und Wissenschaftler am BICC. Israel führt mit Platz 1 den Index an und weist damit den höchsten Militarisierungsgrad der Welt auf. Die arabischen Staaten Syrien (Platz: 4), Jordanien (Platz: 8), Kuweit (Platz: 12) und Oman (Platz: 16) nehmen ebenfalls Spitzenplätze ein, während weitere wichtige regionale Akteure wie Saudi-Arabien und der Iran immerhin auf dem 20. beziehungsweise 31. Platz liegen. Die Ursachen für die allgemein hohe Militarisierung im Nahen und Mittleren Osten sind vielfältig. Die Verteidigung bestehender autoritärer Regime vor möglichen internen Gegnern gehört ebenso dazu wie externe Konflikte und potenzielle äußere Bedrohungen. „Angesichts des zunehmenden Misstrauens und der bewaffneten Konflikte wächst die Sorge vor einer verhängnisvollen Rüstungsdynamik in dieser Region“, betont Grebe.
Europa
Die beiden in den Nagorny Karabach-Konflikt involvierten, zu Europa gehörenden Nachbarstaaten Armenien (Platz 3) und Aserbaidschan (Platz 10) haben sehr hohe Militarisierungsgrade und steigerten in den vergangenen Jahren ihre Militärausgaben erheblich. „Diese Situation ist gefährlich“, schätzt Conrad Schetter, Wissenschaftlicher Direktor des BICC, ein und rät dazu den GMI als potenzielles „Frühwarnsystem“ zu betrachten. „Es ist jetzt an der Politik, alles zu tun um Eskalationen zu verhindern“, appelliert Schetter. Die Militarisierung im Südkaukasus sei nicht isoliert zu sehen ist. Russland, Platz 5 im weltweiten Ranking, verfolgt seit 2008 eine umfassende Militärreform, in der die Streitkräfte neu aufgestellt, die Waffensysteme modernisiert und die rüstungsindustriellen Kapazitäten umfangreich verbessert werden sollen. Es liefert derzeit Rüstungsgüter an beide Konfliktparteien im Südkaukasus.
Zwischen 2009 und 2013 sind innerhalb der europäischen NATO-Staaten die Ausgaben für Ausrüstung und Beschaffung um mehr als neun Milliarden Euro gefallen. Dennoch zeigen einige Staaten von ihnen durchaus hohe Militarisierungsgrade (Griechenland: 9, Estland: 21, Türkei: 24, Bulgarien: 27, Portugal: 28). Deutschland rangiert im aktuellen GMI auf Rang 87 und bleibt damit auf einer Position im weiteren Mittelfeld: Mit einem Verteidigungshaushalt von 48,8 Milliarden US-Dollar nimmt die Bundesrepublik zwar den weltweit 7. Platz bei den Militärausgaben ein; ihr Anteil am BIP beläuft sich allerdings nur auf moderate 1,4 Prozent.
Asien
Mit Singapur und Südkorea befinden sich zwei Staaten aus Ostasien unter den zehn höchst militarisierten Ländern der Welt. Die singapurischen Beschaffungsmaßnahmen hängen zum einen mit der starken Stellung der nationalen Rüstungsindustrie zusammen. Zum anderen sind sie auch eine Reaktion auf die vielen ungelösten Territorialfragen, die Bedeutung strategischer Wasserwege in der Region und die chinesischen anti-access/area-denial Strategie. Südkoreas hohe Militarisierung muss im Kontext des anhaltenden Kriegszustandes mit Nordkorea gesehen werden. „Der Bedeutungszuwachs der Marine deutet aber darauf hin, dass auch ungelöste Territorialfragen mit Japan und mit China im Gelben Meer und der Schutz strategischer Wasserstraßen die Beschaffungspolitik beeinflussen“, erläutert Jan Grebe.
Der GMI
Der Globale Militarisierungsindex des BICC bildet alljährlich das relative Gewicht und die Bedeutung des Militärapparats von Staaten im jeweiligen Verhältnis zur Gesellschaft als Ganzes ab. Das vorliegende Update des GMI 2014 basiert auf Daten des Jahres 2013 (d. h. den aktuellsten vorliegenden Zahlen) und umfasst 152 Staaten. Der GMI des BICC wird durch das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.
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