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Donnerstag, 10. Dezember 2015

In Teilen krank

von Heiko Wruck
GLOSSE
Eine Teilkrankschreibung ist cool. Der Teil, der krank ist, bleibt im warmen Bettchen. Der gesunde Teil kann arbeiten. Nehmen wir einen Dachdecker, der sich beim Sturz aus 17 Metern Höhe beide Beine gesplittert hat. Dass der für kurze Zeit keine schweren Lasten tragen kann, ist klar.


Aber er hat auch keine Zahn- oder Kopfschmerzen. Man könnte also diesen krankgeschriebenen Dachdecker als Teilzeitkraft einsetzen. Der Stift müsste ihn samt Bett hoch tragen und auf dem Dach festbinden. Dann könnte der erfahrene Dachdecker liegend kleinere Arbeiten ausführen, mit dem Chef telefonieren und den Lehrling anleiten. Einfacher haben es da Büromitarbeiter und IT-Fachleute. Die könnten praktisch vom Kinn an abwärts gelähmt sein und wären trotzdem nur teilweise krank. Kopf und Stimme könnten gut mit einer Sprachsteuerung zusammengeführt werden.

Mit solchen Erkrankungsteilzeiten lassen sich in der Volkswirtschaft gigantische Beträge einsparen. In den ersten sechs Wochen der Teilzeiterkrankung gibt’s auch nur Teilzeitlöhne. Die dürften in Mecklenburg-Vorpommern trotz Mindestlohn so niedrig sein, dass sie die Hartz-IV-Schwelle unterschreiten. Wer länger als sechs Wochen krank ist, kriegt dann den auf Teilzeitniveau gesenkten Hart-IV-Satz.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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