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Sonntag, 17. Juli 2016

Unsere Chance in MV

Schnelles Web, lebensnahe Lösungen, Mut zum Handeln
von Jürgen Rathje
KOLUMNE
Nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern stellt der demografische Wandel eine Herausforderung für die Versorgung der alternden Bevölkerung in ländlichen Gebieten dar. Aber eben ganz besonders.

Ballungszentren, in denen Dienstleistungen auf engstem Raum kompakt angeboten werden können, sind Mangelware. Die medizinische sowie die mobile pflegerische Versorgung, die Alltagsmobilität, die stationäre Pflege in den eigenen vier Wänden, altersgerechtes Wohnen, nicht zu vergessen das Arbeiten, Einkaufen und selbst das Lernen sind Eckpunkte, an denen schon bald die Zukunftsfähigkeit ländlicher Regionen festgemacht wird. Allein mit Bevölkerungswachstum – ob gezeugt oder zugewandert – werden diese Fragestellungen nicht zu beantworten sein.

Schlagworte wie Telemedizin, Internetshopping und Virtuelle Realität machen die Runde. Doch seltsamerweise bleiben sie irgendwie abstrakt, alltagsfern und oft lebensfremd. So wirken sie besonders auf Ältere eher beängstigend als gewinnend. Dabei ist das Potenzial dieser Schlagworte riesig. Wäre es nicht heute schon möglich, viele kleine Smart Villages und Smart Citys zu schaffen?

Vielerorts sind die dafür notwendigen schnellen Internetverbindungen bereits vorhanden oder werden gerade ausgebaut. Mit dem forcierten Breitbandausbau ist das Land bereits auf einem guten Weg. Ich wünsche mir, dass die Universitäten, Hoch- und Fachschulen gemeinsam mit den Internetdienstleistern hierzulande sehr viel stärker in die Öffentlichkeit treten und gemeinsame Projekte für solche Smart Villages und Smart Citys auflegen. Es geht um den praktischen Einsatz der Digitalisierung vor Ort.

Vor einigen Jahren gab es mal ein sehr interessantes Projekt in Indien. Dort hat eine Internetfirma Touchscreens in Mauerwerke eingelassen und so das Internet öffentlich der breiten Bevölkerung zugänglich gemacht. Ein Effekt war, dass über die Touch- und/oder Sprachsteuerung selbst Analphabeten, Ungebildete, Stumme, Taube, Seh- und Körperbehinderte sowie Menschen aller Altersgruppen plötzlich rund um den Globus oder nur ein paar Straßen, Dörfer und Städte weiter kommunizieren konnten. Das haben sie auch gemacht.

Was in Indien funktioniert, das funktioniert auch in Mecklenburg-Vorpommern. Wir müssen also nicht zwingend eine Reform der Pflegeberufe nach der anderen zerreden. Wir müssen handeln.

Bildunterschrift:
Jürgen Rathje, Geschäftsführer der Baltic Pflege- und Verwaltungsmanagement GmbH und der GMB Rathje Beck GmbH - Unternehmensberatung für die Gesundheitswirtschaft.
Foto: GMB GmbH

Kontakt:
juergen.rathje@gmb-beratung.de
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