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Donnerstag, 25. August 2016

Wandel der Arbeitswelt

Soziale Medien steigern den Leistungsdruck
Redaktion: Ludwig-Maximilians-Universität München
PRESSEMITTEILUNG
München/gc. Facebook, Xing und andere Web-2.0-Anwendungen verschärfen die Aufforderung zur Eigenverantwortung im Job, auch die Tendenz zur Selbstvermarktung verstärkt sich, zeigen Untersuchungen der LMU-Soziologin Tanja Carstensen.


„Soziale Medien bringen eine neue Dynamik in den Wandel der Arbeitswelt, denn sie sind die perfekte technologische Unterstützung für selbstorganisiertes und eigenverantwortliches Arbeiten“, sagt Dr. Tanja Carstensen, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Soziologie und Gender Studies der LMU. Durch das Arbeiten in Projekten, wie es sich seit Jahren durchsetzt, steigt die Gestaltungsfreiheit, zugleich bleibt es aber allen selbst überlassen, wie sie ihre Ziele und ihr Arbeitspensum schaffen. „Damit gehen neue Freiräume einher, zugleich gibt es aber eine Tendenz zur Selbstausbeutung.“ Das verschärft sich mit Technologien wie sozialen Netzwerken und Smartphones, durch die Beschäftigte nun jederzeit erreichbar sind. Zudem geben Präsenzanzeigen darüber Auskunft, wer wann wie lange online ist. Ein Teil der Beschäftigten schätze die neuen Möglichkeiten, sich auszutauschen und zu profilieren. „Das steigert aber auch den Leistungsdruck“, sagt Carstensen.

Die Untersuchungen der LMU-Soziologin zeigen, welch zunehmende Bedeutung die sozialen Netzwerke mit ihren Möglichkeiten, sich digital zu präsentieren, heute für den Joballtag und beruflichen Erfolg haben. „Die Beschäftigten werden dazu aktiviert, sich mit all ihrer Leidenschaft, Kreativität und Motivation einzubringen und als ganze Persönlichkeit sichtbar zu werden.“

Mehr Transparenz und Austausch und dadurch mehr Effizienz erhoffen sich Unternehmen von internen sozialen Netzwerken. Bislang haben sich diese Hoffnungen Tanja Carstensen zufolge kaum erfüllt. Der Einsatz sozialer Medien bedeute den Wechsel von einer Bring- zur Holschuld. Man bekommt keine E-Mails mehr zugeschickt, sondern ist selbst verantwortlich dafür, sich zu informieren. „Das verschärft die Aufforderung zur Selbstorganisation und verlangt mehr Eigenverantwortung“, sagt Carstensen. „Soziale Netzwerke erleichtern es Unternehmen zudem, Arbeit auszulagern und ihre Strukturen weiter aufzulösen. Für die Festangestellten steigt damit der Wettbewerb, sie konkurrieren so auch mit den Externen.“

Interview zum Thema:
LMU-Soziologin Tanja Carstensen über Facebook
und andere Web-2.0-Anwendungen in der Arbeitswelt

Kontakt:
Dr. Tanja Carstensen
Lehrstuhl für Soziologie
und Gender Studies der LMU
Tanja.Carstensen@soziologie.uni-muenchen.de 

Aussender:
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