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Donnerstag, 5. Januar 2017

Jeder ist verdächtig

von Heiko Wruck
GLOSSE
Nafri, Ossi, Wessi – Raster funktionieren doch immer nach dem selben Schema. Übrigens genau so wie Nationalitäten.


Die Deutschen sind fett, fleißig, diszipliniert, Nazis oder Gutmenschen. Die Amis sind immer nur einfach doof, aber freundlich, wenn sie nicht gerade ein Gewehr in der Hand haben. Die Polen klauen, die Russen saufen und die Franzosen vögeln ständig. Die Inder sind alle dünn oder gar mager, die Japaner machen am liebsten Harakiri und die Schwatten haben lange Schwänze, können aber auch gut tanzen. Mit solchen Rastern lässt es sich sehr sicher leben, auch wenn man selbst betroffen ist. Das könnte noch sicherer werden, wenn man belgischen Vorstellungen folgt. Pass-, Ausweis-, Gepäck- und Personenkontrollen erfolgen vor dem Einstieg in einen Zug, der das Land verlässt oder einfährt.

Mit einer Rasterfahndung wäre es sogar möglich, Fußgänger, Taxi- und Schiffspassagiere, Fahrgäste in Bussen und Bahnen sowie Besucher von Kino- und Theateraufführungen, Konzerten und Sportveranstaltungen jederzeit ohne Anlass genau zu kontrollieren. Man muss nur ins Raster passen. Selbst ein Behördenbesuch könnte so zum Hochsicherheitsevent ausgestaltet werden. Verdächtig ist schließlich jeder. Oder legen Sie für Ihren Nachbarn die Hand ins Feuer?

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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