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Freitag, 14. Juli 2017

Es ist vertrackt

von Heiko Wruck
GLOSSE
„Macht kaputt, was euch kaputt macht“ war ein Lied, das Rio Reiser bereits 1969 sang. Kapitalismuskritik ist also auch nichts Neues. Zurzeit hat die Zeile wieder Konjunktur – nicht nur auf dem G20 in Hamburg, sondern generell. Zerstörung, um Missstände zu beseitigen, ist eine grundsätzlich gute Idee.


Und Missstände gibt es einige. Bildungsmisere, Pflegenotstand, Ärztemangel, Rentnerarmut, Verkehrskollaps ... Da kann man viel kaputt machen, wenn man die kapitalistischen Mängel beseitigen will. Zum Beispiel kann man die Schulen anzünden, um endlich die Bildungsmisere anzugehen. Auch der Pflegenotstand ließe sich ganz einfach mit dem Abriss von Krankenhäusern und Pflegeheimen abschaffen. Schnell und unkompliziert. Ärztemangel, kein Problem. Man schafft neuen Raum, wenn man die Praxen platt macht. Der Rentnerarmut kann man mit sozialverträglichem Ableben begegnen. Tolle Ideen, die recht einfach umzusetzen sind.

Nur mit dem zutiefst kapitalistischen Verkehrskollaps ist‘s vertrackt – wie der Hamburger G20 gezeigt hat. Klar, man kann massenhaft Autos anzünden, um die Straßen freizukriegen. Blöd nur, dass die Leute, deren Auto abgefackelt wurde, sich dann neue kaufen werden, weil sie sie brauchen. Und das ist dann wieder kapitalistische Konsumförderung.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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