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Montag, 28. August 2017

Sollten Hunde vegan ernährt werden

Zwischen Moral und artgerechter Natürlichkeit
von Heiko Wruck
FEATURE
Schwerin/gc. Bertholt Brecht brachte ein Dilemma auf den Punkt: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“ Das gilt auch für Hundehalter. Denn beim Image des Hundes spreizen sich heute auch die Ansichten über dessen richtige Ernährung: vom lebenden Mülleimer bis zum Gourmet. Entsprechend umfangreich ist das Angebot an Hundefutter. Ein Trend ist, oft aus ethischen Gründen, die vegane Hundeernährung.

In tierquälerischen Massenhaltungen produzierte Hühner, Lämmer, Schweine oder Rinder sollten nicht auch noch für die Hundefutterindustrie herhalten müssen, lautet der Denkansatz. Sogar Nudeln mit Soja-Bolognese, Reis mit Erbsen und Bohnen, Spaghetti mit Tomatensoße ... werden als Alternativen vorgeschlagen – ohne Salz, Gewürze und Zucker. Auf jeden Fall aber sollten dem veganen Hundefutter Nahrungsergänzungsmittel wie Taurin, Eisen, L-Carnitin sowie verschiedene Vitamine beigemischt werden – nicht aus tierischen Quellen, versteht sich. Die Technologie macht heute vieles möglich, vielleicht auch die vegane Ernährung eines Hundes. Ob das ökologisch sinnvoll ist und ob es der Natur des Hundes entspricht, bleibt fraglich. Tatsache ist aber auch, dass die ethischen Bedenken der Tierschützer keine Spinnereien sind und Hunde natürlich artgerecht ernährt sein wollen.

Bildunterschrift 1:
Klaus Losch, Unternehmer und Jäger in Hagenow.  Foto: Heiko Wruck
„Vegane Hunderernährung ist eine Spinnerei und Tierquälerei. Hunde sind Fleischfresser. Das ist ihre Natur. Dafür sind Gebiss, Verdauung, Lebensweise und ihre Biologie ausgelegt – egal ob jagdlich geführt, als Sozialpartner oder als bloßes Spielzeug gehalten. Hunde vegan zu ernähren, geht auf Moralvorstellungen zurück, die das Wohl des Hundes ignorieren. Mit einer umgekehrten Denkweise meinte man, Pflanzenfressern Tiermehl zufüttern zu können. Der BSE-Skandal war das Ergebnis. Es ist eine Sache, für Tierschutz einzutreten. Eine andere Sache ist es, die Natur der Tiere zu akzeptieren. Wer Hunde nicht mit tierischer Kost ernähren will, sollte sich keinen Hund anschaffen.“

Bildunterschrift 2:
Johanna Reinhardt, Fachtierärztin für Kleintiere in Plate. Foto: Maria zur Nedden
„Ich rate ausdrücklich von einer veganen Hundeernährung ab. Sie ist absurd. Die Verdauung ist bei Hunden so angelegt, dass sie für die Verwertung tierischer Kost optimiert ist. Das ist ihre natürliche Nahrung. Die Verdauung bei Pflanzenfressern ist komplett anders als die bei Hunden. Sie erfolgt über eine längere Strecke mit mehr Verwertungsstufen über einen längeren Zeitraum. Das ist notwendig, um die Pflanzen aufspalten zu können. Erst danach kann die Kost verwertet werden. Hunde können das nicht. Ihr Verdauungssystem ist kürzer, nicht so vielstufig und schneller. Ausgewogenheit zählt. Man sollte auf keinen Fall auf eine wirklich rein vegane Hundeernährung umstellen.“

Bildunterschrift 3:
Jürgen Foß, Tierschützer „Land der Tiere“ in Vellahn. Foto: Heiko Wruck
„Die Hunde, die wir vegan ernährt haben, wurden alt und blieben gesund. Sie waren ausgewogen ernährt, aufmerksam, aktiv und agil. Hunde werden seit 15.000 Jahren domestiziert. Das bedeutet, sie suchen sich nicht aus, was sie essen. Sie essen, was sie von uns bekommen. Das war über Jahrtausende nicht das Beste. Hunde können heute vollständig ohne tierische Kost gesund und ausgewogen ernährt werden. Das belegen wissenschaftliche Studien und Tests. Wir sollten Neues denken, damit es nicht nur unseren Lieblingen gut geht, sondern auch den Tieren, die anonym in Massenhaltungen leiden. Sie werden auch deswegen in Massen gehalten, um als Hundefutter zu enden.“

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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