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Dienstag, 31. Oktober 2017

Oktoberfeuer

von Heiko Wruck
KOMMENTAR
Romulus „Augustulus“ (das „Kaiserlein“) hatte am 31. Oktober 475 als letzter weströmischer Kaiser den Herrscherthron bestiegen und wurde nicht mal ein Jahr später von  Odoaker, einem Führer germanischer Söldner, gleich wieder abgesetzt. Und Michelangelos Deckenfresko in der Sixtinischen Kapelle in Rom wurde ebenfalls an einem 31. Oktober enthüllt, aber erst 1512. Ist doch schnurz. Hauptsache, es gibt was zu feiern.


Dass am 31. Oktober 1957 die erste Inbetriebnahme eines Atomreaktors in Deutschland erfolgte, ist beileibe kein Partyanlass und längst in Vergessenheit geraten: trotz oder auch wegen Sellafield, Tschernobyl und Fukushima. Trotzdem, der diesjährige 31. Oktober hatte es in sich. Wieder einmal: Martin Luthers Thesenanschlag von 1517 jährte sich zum 500. Mal. Allein das macht den letzten Oktobertag alljährlich zu etwas Besonderem. Überliefert ist des Reformers Aufruf „Ich will der erste sein, der Feuer an sie legt“, mit dem Luther den anrollenden Hexenwahn im 16. Jahrhundert kommentierte. Ein klares Wort in unruhiger Zeit.

Damals wie heute galt und gilt es, dem Antichristen die Stirn zu bieten. Da passt es, dass in Schwerin ein mutmaßlicher syrischer Terrorist (19) vor der bösen Tat gefasst wurde. Wer will da nicht Erster sein, der Feuer an sie legt. Die Halloween-Gesichter geben die Kulisse dafür ab.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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