von Heiko Wruck
GLOSSE
Nur noch Idioten glauben, die alte Bundesrepublik habe DDR okkupiert. Die Wahrheit ist, es war genau andersherum. Oder gab es auch nur einen einzigen Bürger, einen einzigen Politiker, auch nur einen einzigen Geheimdienst gar, der damals noch an die Wiedervereinigung wenigstens ein bisschen geglaubt, geschweige denn sie auch gewollt hat?
Der „Pöbel“ von Dresden und Leipzig hat die Forderung auf die Straße getragen. Freilich eine Forderung, die sich nicht an die DDR-Regierung richtete, sondern an die Regierung der alten Bundesrepublik. Die Protestierer wollten nicht die deutsche Einheit, sondern nur das Westgeld. Aber ohne die Wiedervereinigung des deutschen Vaterlandes hätten sie die D-Mark nie bekommen. Also mussten die Marschierer die alte Bundesrepublik zwangsläufig schlucken – mit dem Ruf: Wir sind ein Volk! Höchste Regierungsämter haben sie besetzt.
Aus Knechten und Sklaven wurden Herren und Meister des groß gewordenen Deutschlands. Glühende Antifaschisten von einst schwärmen heute wieder unverholen von Hitlers Autobahnen und erklären, damals sei ja auch nicht alles schlecht gewesen. Die Konsumnationalisten, die im Osten auf die Straße gingen, haben so die alte Bundesrepublik annektiert. Und keiner hat was gemerkt.
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