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Donnerstag, 23. November 2017

Der Jammerlappen

von Heiko Wruck
KOMMENTAR
Vor einiger Zeit erreichte mich ein Facebookpost. Ein alleinerziehender Vater zweier Kinder beklagte sich bei Kanzlerin und Regierung, weil ihm von seiner Bruttojahresendprämie netto nur 45 Prozent geblieben waren.

Die Chefin zahle kein Weihnachtsgeld und auch kein Urlaubsgeld, sondern nur einemal im Jahr eine Leistungsprämie – wenn und je nach dem wie der Laden läuft. Da sei es doch frech von den Politikern, ihm dermaßen in die Taschen zu greifen.

Er aber müsse für die einmalige Prämie vieles leisten: Samstagsarbeit, flexibel sein, keinen Ausschuss produzieren, keinen Krankenschein vorlegen, jeden Morgen um 5 Uhr aufstehen, oft in 6-Tage-Wochen arbeiten, oft in 8- bis 12-Stunden-Schichten durchknüppeln, Verantwortung tragen, mit dem Kopf unter dem Arm arbeiten gehen und selbst im Urlaub im Betrieb arbeiten, wenn die Firma ihn braucht. Er fragt: Was habt ihr, die Politiker, denn mit meiner Leistungsprämie zu tun?

Er kommt nicht auf die Idee zu fragen, warum die Chefin erlaubtermaßen so knausrig sein darf? Fragt nicht, warum er zur Arbeit geht, wenn er krank ist oder Urlaub hat. Er diskutiert nicht darüber, warum er in 8- bis 12-Stundenschichten oft 6 Tage die Woche malochen muss.

Jammerlappen wie er werfen heute alles über Bord, was die Arbeiterbewegung einst blutig errungen hat.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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