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Montag, 5. März 2018

Alles wie heute, mit fatalen Folgen

von Heiko Wruck
KOMMENTAR
Parteien und Medien posaunen seit langem eine angeblich neue Erkenntnis unisono heraus. Demnach sei die Zeit der großen Volksparteien vorbei. Doch der Versuch, das eigene Versagen zu kaschieren, greift nicht. Die Parteigänger von einst laufen lediglich den Rechtstextremisten hinterher wie Hunde der Wurst. Die Wurst scheint so lecker, dass der überschäumende Speichfluss die Hunde blind macht. Die Zeit der Volksparteien ist längst nicht vorüber. Die Waage neigt sich nur nach rechts.

Das Phänomen ist nicht neu und nicht deutsch. In Frankreich steht ein neoliberaler Funktionär an der Spitze des Staates und schleift die in Jahrzehnten erkämpften sozialen Errungenschaften des Landes. Zweitstärkste Kraft sind die Rechtsextremen! Die Niederlande wird rechts-konservativ regiert. Zweitstärkste Kraft sind die Rechtsextremen! Polen wird rechts-konservativ regiert. Zweitstärkste Kraft sind die Rechtsextremen! Ungarn, Tschechien, die Slowakei und Rumänien sind in derselben Richtung unterwegs. In Deutschland sind aktuell die Rechtsextremen drittstärkste Kraft im Parlament. In Italien könnten nach der Wahl die Neofaschisten die Regierung stellen, und wenn sie es doch nicht schaffen, werden sie zweitstärkste Kraft. In Groß Britannien haben die Demagogen es geschafft, ein ganzes Landes aus dem europäischen Verbund zu holen. Und ein Demagoge steht an der Spitze der USA.

Alles das hat es schon einmal gegeben. Und die Demagogen benutzen dieselben Muster und Lügen wie vor 95 Jahren in der Weimarer Republik. Damals wie heute waren Politikverdruss, Parteienfrust, Demokratiemüdigkeit, Entsolidarisierung, Egoismus und nationale Überheblichkeit die Triebfedern der Entwicklung. Treibriemen waren die Unterschicht und das Kleinbürgertum. Motoren der Entwicklung waren die Konzerne und das Großbürgertum.

Alles wie heute, mit fatalen Folgen, wie wir wissen.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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