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Montag, 31. Dezember 2018

Kassiber-Kultur

von Heiko Wruck
KOLUMNE
Füllfederhalter, Kugelschreiber, Feinliner Filzstifte, Blei- und Buntstifte waren schon immer gefährliche Werkzeuge. Entspringt ihnen doch ein freier Geist, von ungebundener Hand geführt, unkontrolliert und nicht überwachbar. Ganz anders als heutige Tastaturen, die mit ihren digitalen Spuren besser nachverfolgbar sind als Fingerabdrücke.


Wer wichtige Botschaften und wahre Nachrichten unerkannt verbreiten will, muss sich des Papiers bedienen, das anonym hinterlegt wird. Der Kassiber kehrt zurück und eröffnet eine Parallelwelt jenseits der allgegenwärtigen elektronischen Überwachung. In der Verbindung mit Bargeld erfährt die geheime schriftliche Mitteilung heute eine gänzlich andere Bedeutung als früher, als Kassiber noch heimlich zwischen Gefangenen ausgetauscht oder aus Gefängnissen in die Außenwelt geschmuggelt wurden.

Heute sind geheime Nachrichten in Verbindung mit Bargeld sofort terrorverdächtig. Auch wenn damit nur ein in Not geratener Freund unterstützt wird. Schon das Bargeld selbst wird zum Kassiber, darf nicht unerlaubt und schon gar nicht unkontrolliert florieren. Bargeld und Kassiber sind Zeichen des Kontrollversagens der Herrschenden. Wohl deshalb sind Kassiber auch heute noch verboten. Wohl deshalb soll das Bargeld verschwinden.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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