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Dienstag, 12. Februar 2019

Die Interessen sind komplex

Im Gespräch mit Parchims Bürgermeister Dirk Flörke
von Heiko Wruck
BERICHT
Parchim/gc. An Erfolgen mangelte es in Parchim im vergangenen Jahr nicht. „Persönlich bin ich mit der Entwicklung sehr zufrieden“, sagt Parchims Bürgermeister Dirk Flörke, für den zur anstehenden Kommunalwahl am 26. Mai 2019 erst die Halbzeit seiner Legislatur anbricht.


„Wir haben die Wallanlage als Bodendenkmal saniert. Der erste Bauabschnitt des Vietingshofes ist erschlossen. Der Radweg Spornitz – Parchim wird in diesem Frühjahr fertig werden. Die Sanierung des Giebelhauses wurde begonnen, und vieles mehr ist beendet oder auf den Weg gebracht worden.“ So zum Beispiel die Eröffnung des ersten Bauabschnittes des Gewerbegebietes „Vietingshof Nord“ am 31. Januar 2019 mit dem symbolischen Durchschneiden des Bandes. Circa 12 Hektar ist dieser Bauabschnitt groß. Die Ausschreibungen zum II. Bauabschnitt sollen noch in diesem Frühjahr anlaufen, um noch vor Jahresende die Anbindung an die Ziegendorfer Chaussee zu bewerkstelligen. Drei Investoren konnte man von Parchim überzeugen, mit weiteren laufen vielversprechende Gespräche. Das Wohnbaulandkonzept wurde auf den Weg gebracht. Danach sollen künftig die Wohnbauflächen am Bedarf ausgewiesen werden.



„Da muss man neue Prioritäten setzen. Die Menschen ziehen verstärkt aus dem Umland in die Städte zurück. Auch in Parchim ist das so. Seit 2011 haben wir ein leichtes Plus in der Bevölkerungsentwicklung. Aber es geht bei der Planung heute nicht mehr ohne Barrierefreiheit und seniorengerechtes Bauen. Gleichzeitig wächst die Zahl junger Familien mit Kindern, während die flügge gewordenen jungen Leute für Ausbildung, Studium und Karriere die Stadt und oft auch das Land verlassen. Wir sind gut beraten, allen Gruppen gerecht zu werden. Junge Familien wollen Häuser mit einem Grundstück darum herum. Sie wollen weniger Kleingärten. Die Älteren haben zunehmend Mühe, ihre Kleingärten zu bewirtschaften. Mehr öffentliches Grün könnte hier eine Alternative sein“, so Flörke.


Auch der Breitbandausbau für ein schnelles Internet ist für Parchim von besonderer Bedeutung. Hier gibt es eine merkwürdige Konstellation. Die vom Bund dafür bereitgestellten „Dobrindt-Milliarden“ sind allein für den Breitbandausbau im ländlichen Raum vorgesehen. Weil Parchim jedoch ein Mittelzentrum ist, profitiert die Stadt nicht von diesen Dobrindt-Milliarden. „Es kann also sein, dass wir rings um Parchim an jeder Milchkanne schnelles Internet haben, nur in der Stadt nicht“, sagt Dirk Flörke.

Eine andere Sache sei der Wegfall der Straßenausbaubeiträge. „Wir haben etwa zwei bis vier Straßen pro Jahr im Haushalt. Das Finanzausgleichsgesetz soll erst 2020 novelliert werden. Bis heute ist nicht klar, wer einspringt, wenn die Straßenbaubeträge wegfallen.“ Ende 2017 hatte das Stadtparlament für die Jahre 2018/2019 einen Doppelhaushalt beschlossen. Vorteil ist, dass man  zwei Jahre mit einem genehmigten Haushalt arbeiten kann und eine vorläufige Haushaltsführung vermeidet. Vor dem Hintergrund der Fragen beim Breitbandausbau oder den Straßenbaubeiträgen sind diese Planungen jedoch schwierig. „Wir hoffen, dass wir in Sachen Breitbandausbau noch in diesem Jahr Bescheid bekommen. Den Breitbandantrag haben wir seit zwei Jahren permanent in Bearbeitung.“ Touristisch soll Parchim individueller werden und gemeinsame Stärken mit Tourismusdestinationen in der Region zusammen vermarkten.

Bildunterschrift 1:
Parchims Bürgermeister Dirk Flörke: Schwere Rückschläge hat es für die Arbeit des Stadtparlaments und der -verwaltung in 2018 nicht gegeben. „Sicher hätte manches schneller laufen können, aber die Verfahren und Problemlagen sind oft sehr komplex und bedürfen der Abstimmung mit vielen Interessengruppen.“ Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 2:
Fassadenmalerei in Parchim, Schweriner Chaussee im August 2011. Foto: Heiko Wruck

Bildunterschrift 3:
Parchimer Rathaus: Die Kleinstadt Parchim profitiert von ihrem Kreisstadtstatus. Schon  die Polizeiinspektion ist in Ludwigslust angesiedelt, ebenso das Amtsgericht. Auch das Westmecklenburg-Klinikum liegt mit seinen beiden Standorten im Altkreis Ludwigslust. Wäre Parchim nicht Kreisstadt geworden, wäre es deutlich schlechter. Foto: Heiko Wruck

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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