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Mittwoch, 20. März 2019

Die Mitte ist tot

von Heiko Wruck
KOLUMNE
Es ist modern geworden, Unterschiede aufzuheben. Die Verschiedenartigkeit von Frauen und Männern, die Andersartigkeiten von Menschen verschiedener Abstammungen, die Diversität sexueller Ausprägungen oder die Abweichungen religiöser Glaubensbekenntnisse – alles wird weniger wichtig durch die angestrebte Egalisierung. Doch diese Denkweise greift nur scheinbar.


Denn wer unterscheiden will, der muss auch einen Rahmen festlegen, innerhalb dessen die Unterschiede Gültigkeit erlangen sollen. Wo es jedoch keine Unterschiede mehr gibt, wo alles gleich ist, da gibt es auch nichts mehr zu tun. Die Mitte ist neutral. Sie hat alles und sie hat nichts. Es gibt in ihr kein Ungleichgewicht. In der Mitte gibt es keine Bewegung. Dort kommt alles zur Ruhe. In der Mitte herrscht absoluter Stillstand. Die Mitte ist tot. Eine Gesellschaft der Mitte kann es deswegen nicht geben. Also sollten nicht die Unterschiede eleminiert werden – zum Beispiel in Sprache, Herkunft, Bildung, Glauben oder Kultur.

Statt dessen sollte der Vielfältigkeit Raum gegeben werden. Denn auch für die Vielfältigkeit gilt, was für die Unterschiede zählt. Es muss ein Rahmen festgelegt werden, innerhalb dessen sich die Vielfäligkeit ausbreiten kann. Das Leben ist Bewegung und Balance.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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