von Heiko Wruck
KOMMENTAR
Wenn Rot lange steht, wird es Braun. Mit fehlenden Weiterentwicklungen alternativer Gesellschaftsordnungen und Wirtschaftskreisläufe zum gegenwärtigen System erklärt sich, warum mancher Linker sich plötzlich bei den Rechten wiederfindet und seinen Frieden damit machen kann.
Antidemokratische Bestrebungen verbinden auch grundsätzlich gegensätzliche Strömungen wie Nationalismus und Sozialismus sowie die Sehnsucht nach entlastenden autoritären Strukturen. Ihre Anhänger lassen sich über die Klammer einer Querfront belastbar vereinen. Rassismus, Homophobie, Antifeminismus und Fremdenfeindlichkeit sind die Wegmarken solcher Entwicklungen. Deren Treibriemen sind die Abstiegsangst des Mittelstandes und der Egoismus des Einzelnen, der sich schnell zum Familien-, dann Gruppen- und schließlich zum National-Egoismus auswächst. Der kollektivistische Freund-Feind-Gruppenzwang schlägt individuelle Freiheit und Eigenverantwortung.
Der Mittelstand will immer irgendwo dazugehören. Je weniger ihm das gelingt, umso stärker und schneller radikalisiert er sich und driftet zunehmend nach rechts ab. Nicht zuletzt, weil zurzeit alle linken Gesellschaftsentwürfe bereits gescheitert sind. Doch wenn wir überleben wollen, müssen wir Neues wagen.
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