... sagt Markus Rein und setzt auf eine Nische
von Heiko Wruck
GESPRÄCH
Schwerin/gc. Wie startet ein Verleger in den Tag? Ich brauche morgens meinen Tee und Ruhe.
Kauft denn heute noch jemand Druckerzeugnisse?
Auf jeden Fall. Bücher, Hefte, Kalender, Postkarten, Poster und Werbeartikel wie Kugelschreiber, Fahnen und Bekleidung werden noch lange nachgefragt werden. Die Käufer sind Privatpersonen, aber auch Unternehmen, Vereine, Stadt- und Kommunalverwaltungen.
... auch, wenn es fast alles schon online gibt und abrufbar ist?
Es ist ein Unterschied, ob man einem lieben Menschen ein schönes gerahmtes Bild schenkt, ein Poster an die Wand hängt oder ein Buch übergibt. Smartphones und große Bildschirme haben ohne Zweifel ihre Vorteile. Aber beim Gedruckten geht es eben nicht um einen rasend schnellen Informationsaustausch, sondern um die Wirkmacht der Entschleunigung. In einem schönen Bildband sind das Blättern und Betrachten immer noch sehr viel fühlbarer als auf einem Bildschirm. Gedruckte Texte wirken auch nachhaltiger als virtuelle. Außerdem gibt es längst noch nicht alles online. Ich habe von meinem Großvater ein paar Tausend historische Postkarten geerbt. Das sind ganz besondere Zeitdokumente, die sich als Repliken gut in moderne Druckwerke einbinden lassen. Und in vielen Stadtarchiven schlummern noch massenhaft unentdeckte Schätze. Da bin ich mir sicher.
Reicht das, um einen eigenen Verlag zu betreiben?
Reich wird man davon sicher nicht. Aber es hilft, die Familie durchzubringen. Außerdem ergänzt die Werbeagentur das Verlagsgeschäft. Damit verbinden sich Fotografie Grafik, Webprogrammierung und Druck.
Kostenlose Fotos gibt es millionenfach im Internet ...
... aber selten die, die man sucht. Die Bilder, die man kommerziell nutzen möchte, kosten in der Regel Geld. Die kostenlosen Bilder sind fast immer austauschbare Massenware und fast nie authentisch. Wenn man eine Luftaufnahme von einem ganz bestimmten Ort zu einer ganz bestimmten Zeit sucht, dann wird’s auch in der Websuche schwierig. Und wenn man dann noch eine ganz bestimmte Situation oder einen bestimmten Winkel, ein besonderes Motiv haben möchte, dann kommt man nicht darum herum, ein Foto anzufertigen. Entweder man macht das selbst, wenn man das Equipment hat, oder man sucht sich einen Dienstleister, der sich mit so was auskennt.
Welche Druckerzeugnisse sind heute noch gefragt?
Auf jeden Fall Bildbände. Luftaufnahmen und Kalender.
... seinen Kalender hat man doch im Smartphone.
Viele Menschen hängen sich gerne Bildkalender an die Wand und verbinden so Schönes mit Funktionalem.
Sie sind jetzt 32. Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Ich hoffe, dass meine Familie und das Unternehmen in einem gesunden Gleichgewicht sind. Die Werbeagentur hat dann hoffentlich einen sehr breiten festen Kundenstamm, und mit etwas Glück hat sich das Druckgeschäft zu einem in Mecklenburg-Vorpommern etablierten kleinen Heimatverlag gemausert, der ein gutes Leben ermöglicht.
Zur Person
„Virtuelle Inhalte sind massiv auf dem Vormarsch und heute bereits das bestimmende Element in Kommunikation und Werbung“, sagt Markus Rein. „Aber exzellente Druckerzeugnisse werden noch sehr lange parallel laufen.“
Berufliches: gelernter Fachlagerist; Ausbildung zum Technischen Assistenten für Informatik in Stendal; Erwerb der Fachhochschulreife an der Fachoberschule für Technik in Schwerin, Abschluss des Studiums der Informationstechnologie und Design an der Fachhochschule Lübeck, Gründung einer Werbeagentur während des Studiums und eines Verlages
Privates: geboren 1987 in Schwerin und in der Landeshauptstadt aufgewachsen, dort zur Schule gegangen, lebt auch heute in der Stadt; ist langjähriges Vorstandsmitglied im Schweriner Philatelistenverein 1990 e. V.
Bildunterschrift:
Markus Rein: Wenn es um die schnelle, massenhafte Verbreitung von Werbebotschaften und Nachrichten geht, da ist das Internet unschlagbar. Dafür wirkt Gedrucktes sehr viel nachhaltiger. Foto: Heiko Wruck
Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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