von Heiko Wruck
GLOSSE
Er hatte zwei Schulklassen übersprungen, ein 1,0-Abiturzeugnis, einen anspruchsvollen Lehrberuf, fünf verschiedene Diplome und zwei Doktor-Titel. Trotzdem, der Job, den er wollte, war noch in weiter Ferne.
Die Künstliche Intelligenz wollte lediglich wissen, warum er noch niemals den Iron Man gewonnen oder sich wenigstens für einen Marathon angemeldet hatte. In Zeiten maschineller Superhirne durchaus verständliche Fragen. Er sehnte sich in die Zeit zurück als es noch richtige Personalchefs gab. Mit Vorzimmer nebs einem Drachen, der es bewachte und gegen jede äußere Störung verteidigte. Schon einen Termin beim Personaler zu bekommen, galt als Eignungstest. Nur die Besten, also jene, die den Drachen erfolgreich umgehen konnten, bekamen den Alten schließlich zu Gesicht. Aber heute?
Die Künstliche Intelligenz fertigt die Bewerber im Sekundentakt ab. Besonders intelligent müssen die längst nicht mehr sein. Intelligent sind ja schon die Maschinen, die die Menschen führen. Aber belastbar sollten die Bewerber sein. Belastbarkeit ist selten geworden in Zeiten von antiquierter Tatstaturbedienung und moderner Sprachsteuerung. Wer soll all die stupiden Arbeiten erledigen, zu denen die intelligenten Maschinen keine Lust mehr haben. Ein Einser-Abiturient mit Doktor-Titel, aber ohne Durchhaltevermögen?
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