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Dienstag, 15. Dezember 2020

Ein Sprung ins kalte Wasser

Nach 30 Jahren räumt Klaus Jarmatz den Chefsessel
von Heiko Wruck
GESPRÄCH

Zarrentin/gc.
Am 1. September 1990 begann Klaus Jarmatz seinen Dienst. 30 Jahre später hatte der Leiter des Biosphärenreservatsamtes Schaalsee-Elbe am Montag, 7. Dezember 2020, seinen letzten Arbeitstag.

Von wo, wie und warum kamen Sie an den Schaalsee?
Ich war damals Leiter einer Außenstelle des Instituts für Umweltüberwachung bei Berlin. Wir kümmerten uns um die Ostsee sowie die DDR-Binnengewässer und waren international tätig. Das Heimweh nach Mecklenburg war immer da. Im Sommer 1990 war die Leitung des Naturschutzparks Schaalsee ausgeschrieben. Ich setzte mich gegen circa 60 Bewerber durch. Ich hatte damals nicht gedacht, dass diese Entscheidung für die nächsten 30 Jahre trägt. Aber dann war es insgesamt doch eine sehr gute Entscheidung.

Also nur den Ort und weniger das Fach gewechselt?
Das war ein Sprung ins kalte Wasser. Die DDR war noch nicht ganz vorüber und das Land Mecklenburg-Vorpommern war noch nicht geboren. Meine ersten beiden Verträge waren befristet. Eine Naturparkverwaltung gab es nicht. Meinem entstehenden Team und mir wurden sehr große Freiheiten eingeräumt. Der Vertrauensvorschuss hat 30 Jahre lang bis heute angehalten. In der Aufbruchzeit konnten wir machen, ohne groß fragen zu müssen. Diese Freiheiten habe ich immer zu schätzen gewusst. Aber wir haben auch die Erwartungen erfüllt.

Die Mittel sind knapp, die Personaldecke dünn ...
Wir haben ein ernstes Niveau erreicht. An Schaalsee und Elbe sind die Kapazitäten soweit runter, das wir unsere Pflichtaufgaben nicht mehr im vollen Umfang leisten können. Ich mache mir große Sorgen, dass wir die Unesco-Anerkennungen aufs Spiel setzen. Die Unesco-Generalversammlung hat zwar beschlossen das Programm „Mensch und Biosphäre“ fortzusetzen und auszubauen. Gleichzeitig entrümpelt die Unesco alles, was die Kriterien nicht erfüllt. Das wäre  für uns eine Katastrophe. Naturschutz ist  Wirtschaftsförderung. Die Fördermillionen, die wir dank des Unesco-Labels eingeworben haben, finden sich in bewirtschafteten Flächen, gebauten Dächern, Straßen und Wegen, in Renaturierungen et cetera. Die Unternehmen und die Menschen haben profitiert. Ohne das internationale Unesco-Renommier verlieren wir national und international Ansehen, Gewicht und Unterstützung. Ohne die Wirtschaftskraft eines Unesco-Biosphärenreservats wird diese Region heute nicht so da stehen. Das betrifft nicht nur die touristische Entwicklung, sondern auch den Infrastrukturausbau, Unternehmensansiedlungen, Kunst und Kultur.

Gibts schon Pläne, was Sie als Pensionär machen werden?
... runterkommen, mehr Zeit für  Familie und Enkel  haben. Wir haben Bienen und Schafe. In der Stiftung Biosphäre Schaalsee finden sich Aufgaben. Angebote gibt es reichlich. Erstmal will ich alles sacken lassen, den Kopf frei kriegen.

Bildunterschrift:
Klaus Jarmatz, ehem. Leiter des Biosphärenreservatsamtes Schaalsee-Elbe: Ich hatte ein wirklich großartiges Team. Vielen Dank! Foto: Heiko Wruck

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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