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Donnerstag, 20. Januar 2022

Kritikpunkte an Helmut Schmidt

Die Schattenseiten der Heiligenverehrung
... von Heiko Wruck
#DOSSIER Helmut Schmidt
Stand: 20. Januar 2022
Heute wird Helmut Schmidt eher unkritisch gesehen. Viele wünschen sich nicht nur in der SPD so einen „pragmatischen“ Kanzler. Dabei hätte der Alt-Kanzler sehr viel besser zur FDP gepasst als zur SPD. Denn mit sozial-demokratischen Werten hatte er nicht so viel an der berühmten Mütze. Die heutige Heiligenverehrung der Person Helmut Schmidt bedarf einer konkreten historischen Untersuchung seines Wirkens und der Ergebnisse seiner Politik.

Kritikpunkte an Helmut Schmidt:
● Schmidt befürwortete die Atomenergie und war gegen den Atomausstieg,
   demokratische Atomkraftgegner hat er abgelehnt und zusammenknüppeln
   lassen. An seiner strahlenden Hinterlassenschaft haben wir noch lange zu
   knabbern, denn ein Endlager gibt es bis heute nicht.
● Sturmflut 1962: Stunden bevor Schmidt im Krisenstab auftauchte, hatte die
   Hamburger Polizei Hilfeersuchen an NATO und Bundeswehr gesandt. Schmidt
   war das immer bekannt, hat dies aber erst auf hartnäckiges Nachfragen eingeräumt.
   An seiner Legendebildung änderte das nichts. Er hat sich als Macher auf Kosten
   anderer inszeniert.
● Schmidt hielt die Klimakatastrophe für ein Gerücht.
● „Du hast jede Vollmacht, und wenn es notwendig erscheint,
   reicht diese Vollmacht über das Grundgesetz hinaus.“
   Schmidt zu Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski im Heißen Herbst 1977
● „In dieser Republik gibt es an so vielen Plätzen Rauchverbote. Ihr glaubt doch wohl
   nicht, dass ich mich darum schere.“
● Schmidt schlug sich auf Sarrazins Seite (Deutschland schafft sich ab)
● „Die Vorstellung, dass eine moderne Gesellschaft in der Lage sein müsste,
   sich als multikulturelle Gesellschaft zu etablieren, mit möglichst vielen kulturellen
   Gruppen, halte ich für abwegig. Man kann aus Deutschland mit immerhin
   einer tausendjährigen Geschichte seit Otto I. nicht nachträglich einen
   Schmelztiegel machen.“
● „Die multikulturelle Gesellschaft ist eine Illusion von Intellektuellen.“
● Schmidt wies in nahtloser Tradition aus der NS-Zeit die Hamburger Polizei an,
   „rosa Listen“ zur systematischen Erfassung männlicher Homosexueller anzulegen.
● Die Abschaffung des Paragraphen 175 lehnte Bundeskanzler Schmidt ab.
● Zum GSG-9-Mogadischu-Einsatz 1977 sagte Schmidt: „Ich kann nur nachträglich
   den deutschen Juristen danken, dass sie das alles nicht verfassungsrechtlich
   untersucht haben.“ Ohne Rücksicht auf Menschenleben (auch das der Geiseln) hat
   er die Stärke des deutschen Staates demonstriert. Welche Bewertung hätte sein
   Handeln erfahren, wenn dieser Befreiung weniger Glück beschieden gewesen wäre.
● Schmidt steht für autoritäre Befehls- und Gehorsamskultur
● Dem Sozialdemokraten Schmidt waren die Gewerkschaften zu mächten.
● Helmut Schmidt war gegen den Kündigungsschutz.
● Schmidt war ein Gegner von Flächentarifverträgen.
● „Als Kanzler behandelte er seine Minister, wie Newsweek 1974 bemerkte,
   wie ,eine Bande unartiger Kinder'.“
● Ökologie hielt er für eine Marotte gelangweilter Mittelstandsdamen
● „Der Sozialdemokrat Helmut Schmidt biederte sich bereits in den 50er- und
   60er-Jahren an die ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS an.
   Das ergab innerhalb der Sozialdemokratie heftige Debatten.
   Schmidt hielt 1953 bei der »Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen
   Waffen SS« (HIAG), die circa 20.000 Mitglieder hatte, auf einer großen
   Versammlung in Hamburg vor über 1200 ehemaligen SS-Angehörigen einen Vortrag
   und beriet sich mit deren Vertretern.“
   aus Jüdische Allgemeine, 23. Dezember 2018
● „Auch 1957 erklärte Helmut Schmidt auf einer Großveranstaltung des HIAG,
   er »habe selbst den Krieg im Osten als Oberleutnant in einer Heeresdivision
   mitgemacht«, und er müsse »ihnen, meinen Kameraden von der Waffen-SS«, ja nun
   nicht erklären, »wenn wir damals in Russland wussten, rechts oder links von uns,
   oder vor uns, liegt eine Division der Waffen-SS, dann konnten wir ruhig schlafen.«
   Von einem empörten Sozialdemokraten mit dieser fürchterlichen Aussage
   konfrontiert, notierte Helmut Schmidt 1965: »Nach wie vor meiner Meinung«.“

Kontakt: 
Heiko.Wruck@t-online.de
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