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Mittwoch, 5. Januar 2022

Reale Utopie

20 Jahre gemeinsame Währung Euro
... von Heiko Wruck
KOLUMNE



Am 1. Januar 2002 wurde eine Utopie zur Wirklichkeit. Zwölf Länder führten den Euro als gemeinsame Bargeldwährung ein.

Das waren Belgien, Deutschland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal und Finnland. Der tatsächliche Start des Euro erfolgte freilich früher. Am 1. Januar 1999 wurde er bereits als Buchgeld eingeführt.

Gegenwärtig nutzen 19 EU-Mitgliedsländer den Euro als gemeinsame Währung. Dazu kommen weitere 6 innereuropäische  Länder ohne EU-Zugehörigkeit, die den Euro nutzen: Andorra, Kosovo, Montenegro, Monaco, San Marino und der Vatikan. Weltweit nutzen über 40 Staaten den Euro als Währung oder haben ihre eigenen Währungen eng an den Kurs des Euro gekoppelt. Heute ist der Euro weltweit die wichtigste Reservewährung nach dem US-Dollar.

Die Gemeinschaftswährung steht für das wirtschaftliche, soziale und politische Zusammenwachsen Europas und gleichzeitig für die Entwicklung einer europäischen Identität in Demokratie, Frieden und Solidarität. Dass diese wahr gewordene Utopie jeden Tag neu gelebt werden muss, übersteigt häufiger als gedacht den Willen vieler Bürger und Politiker. Spaltungen werden sichtbar, Widerstände hörbar und Verwerfungen spürbar. Der Brexit, die Euro-Rettungsschirme und das Erstarken der politischen Rechten haben zu Erschütterungen im gesamten EU-Raum geführt.

Dabei geht es um sehr viel mehr als nur um harmonisierte Finanzwirtschaft mit vergleichbaren Preisen in einem gemeinsamen Handelsraum. Es geht auch um eine gemeinsame Steuer-, Außen- und Wirtschaftspolitik. Es geht um gemeinsame Sozialstandards. Es geht um EU-weite Vorschriften und Gesetzte in Sachen Arbeitsschutz, Arbeitssicherheit und Bildung und noch viel, viel mehr. Aber wenn schon der Euro als kleinster gemeinsamer Nenner scheitert, dann scheitert auch Europa.

Kontakt:
Heiko.Wruck@t-online.de
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